Arztbewertungen im Internet sind ein Thema geworden und mittlerweile ein ernst zu nehmendes Instrument der Patientenkommunikation. Manche finden Bewertungen sinnvoll, andere stehen ihnen kritisch gegenüber. Als Patientenombudsmann ist es mir wichtig, dass Bewertungen fair und ordentlich erfolgen.
Wie bewertet man seinen Arzt richtig?
Wie in vielen anderen Lebensbereichen, bedienen sich immer mehr Patienten auf der Suche nach einem geeigneten Arzt Suchmaschinen und Bewertungsportale. Die Aussagen von aktuellen und ehemaligen Patienten sind für viele Nutzer solcher Plattformen der vielversprechendste Weg, den neuen Lieblings(-fach-)arzt zu entdecken.
Wenn sie also bewerten, dann hat das sowohl für den Arzt als auch andere Patienten eine große Bedeutung. Und bedenken sie dabei, wir alle sind Menschen und an manchen Tagen kann trotz gutem Vorsatz etwas schiefgehen oder anders laufen als geplant. Ein Patient braucht mehr Hilfe und 10 andere müssen daher länger warten.
Bewertungen sollten daher immer wahr und respektvoll sein. Bleiben Sie bei den Fakten und schreiben Sie bitte nur Dinge, die Sie dem Arzt auch persönlich ins Gesicht sagen würden. Zudem sollten Patienten darauf achten, dass immer ein sachlicher Bezug zur jeweiligen Behandlung dargestellt wird. Und ein Einzelfall lässt noch keinen Rückschluss auf ein generelles Verhalten hin, zb.: einmal warten heißt nicht, dass man immer lange warten muss. Wenn diese einfachen Regeln beachtet werden, können alle von den Bewertungen profitieren.
Was ist bei Bewertungen erlaubt?
Leider kommt es manchmal vor, dass die Schilderungen in den Bewertungen übertrieben sind oder Ablauf und Inhalte der Behandlung nicht ganz richtig dargestellt wird.
Das kann böse Folgen für den Arzt haben, aber auch für den Bewerter, wenn bspw. Lügen verbreitet werden. Dessen sind sich viele Bewerter vielleicht nicht bewusst. Daher ist es gut zu wissen, wenn man folgende Punkte beachtet.
Zulässig sind Meinungen und Tatsachenäußerungen, die der Wahrheit entsprechen.
Beispiele:
- „Ich fühlte mich bei (konkreter Anlass) schlecht behandelt.“
- „Ich hätte mir gewünscht, dass der Arzt sich mehr Zeit für mich nimmt.“
- „Ich fühlte mich bei (konkreter Anlass) nicht ganz ernst genommen.“
Unzulässig sind hingegen Äußerungen, die nicht der Wahrheit entsprechen, sprich: Lügen.
Beispiele:
- „Ich musste zwei Stunden im Wartezimmer verbringen.“ (obwohl es nur 30 Minuten waren)
- „Der Arzt hat mich nicht aufgeklärt.“ (obwohl ein aufklärendes Gespräch stattgefunden hat, der Patient leider nicht alles verstanden und trotzdem nicht gefragt hat)
- „Der Arzt hat mich falsch behandelt.“ (hier gilt generell Vorsicht, ist eher zu vermeiden, außer sie haben tatsächlich eine zweite ärztliche Meinung eingeholt)
Ebenso sollten sie keine unfairen bzw. abwertenden Bewertungen abgeben, die nur darauf abzielen, den Arzt rein negativ darzustellen.
Beispiele:
- „Der Arzt ist ein Kurpfuscher.“
- „Der Arzt kennt sich nicht aus.“
- „Dem Arzt geht es nur ums Geld.“
Kennen sie Praxisplan.at?
Auf dieser Seite der Ärztekammer Wien (öffnet sich in einem neuen Fenster) müssen sie einfach nur auf das Zeichen „Arztbewertungssystem“ klicken und können dort ihre Bewertung hinterlassen. Anhand von 32 sorgfältig formulierten Fragen wird versucht, ein möglichst genaues Erfahrungsbild der Patienten mit dem Arzt zu erstellen. Die Antwortmöglichkeiten reichen von „keine Angabe“ bis zu „ich stimme voll zu“ und werden über ein Stimmungsbarometer in Prozentwerten ausgedrückt. Am Ende des Fragebogens werden sie noch um eine Gesamteinschätzung des Arztes in ihren eigenen Worten gebeten.
Mein Rat: Empfehlungsplattformen sind für viele Patienten zu einer wichtigen Unterstützung bei der Wahl des passenden Arztes geworden. Helfen wir alle gemeinsam mit – egal auf welcher Plattform – diese Auswahl so gut und objektiv wie möglich zu halten, ohne Emotionen und mit etwas Wohlwollen. Dann ist es für uns alle wirklich eine Hilfe. Und werfen sie auch mal einen Blick auf die Seite Praxisplan (öffnet sich in einem neuen Fenster) als zweite Meinung bei der nächsten Arztsuche.
Ihr Franz Bittner