| Franz Bittner

Wenn Kinder psychisch leiden

Ständige Kopf-, Bauch- oder sogar Knieschmerzen von Kindern, ohne dass diese körperlich krank sind, bereiten Eltern oft Probleme. Erlittene Kindheitstraumen, die nicht alleine verarbeitet werden können oder auch Angst, Depression, Essstörungen, ADHS und Sucht zählen zu den häufigsten Problemen. 38 Prozent der Buben und 35 Prozent der Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren gaben bei einer Umfrage (aus 2018) an, dass sie schon einmal psychische Probleme hätten.

Aber was sind die Ursachen? Armut, Krankheit oder auch die Unverantwortlichkeit der eigenen Eltern sind leider oft Auslöser für Probleme mit der kindlichen Psyche. Viele Kinder bringt die Reizüberflutung sozialer Medien in eine psychische Mehr- oder Überbelastung.

Wenn Therapie nötig, aber das Geld nicht da ist

Wenn Kinder eine klare Diagnose bekommen, aber die dringend nötige Therapie für deren Eltern nicht leistbar ist, blutet mir das Herz. Eine Psychotherapie-Sitzung kostet in Wien rund 60 bis 130 Euro. Ja, diese Kosten für Psychotherapie können für viele Menschen abschreckend sein. Tatsächlich bezahlt aber die Wiener Krankenkasse „Psychotherapie auf Krankenschein“ – und das bereits seit 2001. Für Patienten lautet die Bedingung, dass – egal welchen Alters – auch wirklich eine psychische Störung diagnostiziert werden muss.

Psychotherapieplätze, die voll finanziert sind, sind leider nur allzu rar. Diese Kassenvertragsplätze werden vorrangig an sozial bedürftige Menschen vergeben, wobei auf den Schweregrad der psychischen Störung meist Rücksicht genommen wird. Diese Entscheidung obliegt der/ dem Therapeuten. Berufliche, schulische oder private Probleme können zwar durchaus ein Grund für eine Therapie sein, hier übernehmen die Kassen aber keinen Kostenbeitrag.

Bei Wahltherapeuten müssen Sie selbst die Kosten vorab bezahlen. Ärztliche Honorarnoten müssen bei der ÖGK für einen Kostenzuschuss eingereicht werden. Die ÖGK behält keinen Selbstbehalt ein.

Die aktuellen Vertragspartner der ÖGK finden Sie hier unter diesem Link auf der Webseite der Stadt Wien

Ein schwaches System

Es ist aber Fakt, dass das österreichische Gesundheitssystem im Hinblick auf die psychosoziale Versorgung von Kindern und Jugendlichen nicht gut aufgestellt ist. Die Lösung wäre aber denkbar einfach und die Kosten für wichtige Behandlungen sind tatsächlich für Bund und Länder leicht zu verkraften.

Als Patientenombudsmann darf ich hier die politischen Entscheidungsträger erinnern, dass Kinder ein verbrieftes Recht auf gesundes Aufwachsen haben. Und: Jedes Kind, das nicht ausreichend behandelt wird, kostet zusätzlich. Diese Kosten können sich für den Staat im Laufe eines Lebens bis auf zwei Millionen Euro aufsummieren. Hier dazu ein Artikel im KURIER. Link öffnet in eigenem Fenster.

Es ist daher volkswirtschaftlich unverständlich, nicht rechtzeitig zu handeln. Viel zu viele Kinder und Jugendliche werden derzeit nicht diagnostiziert und leiden daher unerkannt, unbemerkt und untherapiert.

Das müssen wir ändern.

Ihr Franz Bittner