| Franz Bittner

Wahrnehmungsbericht KN 2022

Nach einem extrem herausfordernden Jahr 2021, war das letzte Jahr etwas besser. Auch in der Patientenombudsstelle gab es einen erfreulichen Rückgang der Beschwerden von 2.844 Fällen auf 2.436 Fälle im Jahr 2022, das ist ein Rückgang um 14 %.

Es wurden 3.157 Telefonate verbucht, wobei die telefonischen Kontakte im Vergleich zum Jahr davor um 16 % von 3.760 gesunken sind.

18 Fälle wurden der Schiedsstelle zur weiteren Bearbeitung übergeben, das ist eine Verringerung gegenüber 2021 um 18 %.

Dem Disziplinaranwalt wurden nur acht Fälle zur weiteren Bearbeitung übergeben, das ist eine deutliche Verringerung gegenüber 2021 um 67 %.

Der Hauptgrund für diesen signifkanten Rückgang an Beschwerden hat denselben Namen wie 2021: Coronapandemie. Erfreulicherweise ist es diesmal das (nahezu) Ende der Pandemie, Ende der Maskenpflicht in vielen Bereichen unseres Lebens und auch der Erkrankungen.

Dennoch hat unser Gesundheitssystem und die darin arbeitenden Menschen weiterhin mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Die Grippewelle rollt ebenso über Österreich, wie das besonders für Babys und Kinder gefährliche RS-Virus, mehr dazu hier.

 

Es braucht sofort mehr Investitionen in unser Gesundheitssystem

Ernüchternd ist die Tatsache, dass ich heuer denselben Aufruf an die Politik richte wie Anfang 2022, es braucht rasch mehr Investitionen in unser Gesundheitssystem. Die Probleme sind bekannt, die notwendigen Maßnahmen ebenso, aber es wurde nicht oder zu wenig gehandelt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass nun die Menschen, die in diesem System arbeiten bis zum Umfallen, genug davon haben. Der Personalmangel wird immer größer, die Lücken in der Betreuung immer gefährlicher.

Es herrscht Krisenstimmung im Wiener Gesundheitssystem und die Wiener Gesundheitsversorgung am Prüfstand.

Die Zahlen sind alarmierend, wie wir hier berichtet haben. Laut der Befragung durch die Ärztekammer in Wiener Spitälern haben im Jahr 2022 bereits 101 FachärztInnen den Wiener Gesundheitsverbund verlassen, 48 gingen in Pension und etwa zwei Drittel der befragten ÄrztInnen denkt über Kündigung nach.

Das kann so nicht weitergehen, was auch allen Beteiligten klar ist. Und die Menschen bzw. PatientInnen verstehen es auch nicht (mehr). Wenn zur durchaus notwendigen Rettung von Unternehmen während Corona und der Energiekostenkrise Milliarden Euro für Hilfsmaßnahmen bereitgestellt werden, so muss das auch für unser Gesundheitssystem möglich sein.

Die Bevölkerung in Wien und Österreich wird immer älter und benötigt daher mehr und nicht weniger gesundheitliche Versorgung. Wie lange soll denn noch zugewartet werden?

 

Seit 2013 gibt es den Patientenombudsmann in Wien

Geleitet wird die Patientenombudsstelle seit 2013 vom vormaligen Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse, Franz Bittner, dessen Vertrag als Patientenombudsmann im Jahr 2018 um weitere fünf Jahre verlängert wurde.