| Franz Bittner

Verstehen Sie mich?

Für manche Patienten ist schon die medizinische Fachsprache mit vielen Spezialausdrücken und Abkürzungen eine Herausforderung. Sie müssen nachfragen und um eine einfache Erklärung bitten. Noch größer ist die Hürde für nicht deutschsprachige Patienten. Wenn Arzt und Patient keine gemeinsame Sprache haben, hat das weitreichende Folgen für die Behandlung. Denn kann ein Patient seine Beschwerden nicht ausreichend ausdrücken, oder dies womöglich überhaupt nur gestikulieren, dann kommt auch der Arzt nur langsam voran. Eine Situation, wie sie in heimischen Krankenhäusern und Ordinationen schon seit Jahren vorkommt.

Live-Dolmetscher oder Videodolmetsch-Dienste, die mittlerweile mehr als 30 Sprachen im Programm haben, sind vielerorts im Einsatz. Und der Bedarf steigt, so heißt es. Auch Dolmetscher-Apps für das Smartphone sind bereits in einer Vielzahl verfügbar. Sie bieten zwar nicht immer eine einwandfreie Übersetzung, doch zumindest eine hilfreiche Unterstützung für das Arzt-Patienten-Gespräch.

In der Realität übernehmen jedoch auch oft Angehörige, Freunde oder andere Personen die Übersetzung, oft eine eher improvisierte Lösung. Nicht selten kommt es dabei zu sprachlichen Ungenauigkeiten, kulturellen Interpretationen in der Übersetzung oder zu einer unvollständigen Wiedergabe der ärztlichen Diagnose. Für Patienten ist es aber wichtig, Informationen richtig zu verstehen, um den weiteren Behandlungsverlauf mitentscheiden zu können – etwa wenn es um die Zustimmung zu einer Behandlung geht.

Sprachbarrieren erfolgreich überwinden

Wie wichtig eine gemeinsame Sprache ist, weiß auch die Internistin Dr. Christiane Scholten. In ihre Gruppenpraxis nahe dem Wiener Reumannplatz kommen Patienten unterschiedlicher Herkunft – schon mit Blick auf die Vielfalt der Sprachen eine gewaltige Herausforderung. Dr. Scholten hat dafür selbst Türkisch gelernt, und auch ihre Mitarbeiterinnen sind für diese Anforderungen bestens gerüstet. Viele von ihnen sind selbst Migrantinnen, die Patienten bei Verständnisproblemen in der Diagnose unterstützen. Zweifellos ist die deutsche Sprache ein wichtiger Teil der Integration, aber die Erfahrung habe gezeigt, dass eine muttersprachliche Begleitung oft erste Hürden überwinden kann.