| Franz Bittner

Telemedizin braucht es, gerade während einer Pandemie

Wer meine Artikel regelmäßig liest, der weiß, dass ich die Telemedizin grundsätzlich positiv sehe. Sie ist ein durchaus richtiger Schritt in der Gesundheitsversorgung. Vor allem, wenn wichtige Untersuchungen kostenlos für Patienten stattfinden können. Ärzte und Ärztinnen, die mehr Behandlungszeit für ihre Patienten aufbringen, sind zu belohnen und bei der Einführung solcher Technologien auch tatkräftig zu unterstützen. Der Schritt hin zu einer Onlinesprechstunde kann vielen Patienten mühsame oder gar gesundheitsgefährdende Wege ersparen. Wir alle konnten diese Erfahrung während der „heißen Phase“ der Corona-Pandemie selbst machen und die Schutzmaßnahmen werden in Ordinationen und Spitälern natürlich auch weiter fortgeführt werden.

Telemedizin macht Sinn

Wenn das Wohl der Patienten im Vordergrund steht, sind E-Health Lösungen sinnvoll. So können den Patienten Wegstrecken, Wartezeiten usw. erspart werden. Wesentlich dabei ist, dass niedergelassene Ärzte und Ärztinnen eingebunden sind, um die vergleichsweise teuren und oft übervollen Spitäler bzw. deren Ambulanzen zu entlasten.

Wie wir schon einmal über in unserem Artikel über Diagnosen via Videotelefonie (Link öffnet in neuem Fenster) berichtet- läuft in Wien noch bis zum 31. Dezember 2020 ein Pilotprojekt zu Telemedizin. Dieses Projekt umfasst die Bereiche Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendheilkunde sowie Gynäkologie. Es ist eine wichtige Voraussetzung für eine telemedizinische Versorgung, dass die Erkrankten bereits in der Ordination erfasste Patienten sind. Damit haben Ärzte und Ärztinnen die Möglichkeit telefonische Beratungen durchzuführen und die WGKK wird diese Patientenberatungszeit auch vergüten. Natürlich müssen dabei jegliche strengen datenschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden.

Telemedizin in Zeiten der Coronapandemie, Ältere kennen sich aus

Während der Coronapandemie hat die Telemedizin an Bedeutung gewonnen. Bereits 8 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen haben schon einmal eine telemedizinische Leistung in Anspruch genommen. Die Hälfte davon zum ersten Mal während des Corona-Shutdowns.
Das zeigt diese vor kurzem veröffentlichte Spectra-Umfrage. Hier der Link zur zitierten Spectra-Umfrage (Link öffnet in neuem Fenster) >>

37 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben den Begriff Telemedizin schon einmal gehört. Älteren Bevölkerungsgruppen ist dieser Terminus übrigens weitaus geläufiger als jüngeren. 52 Prozent der Über-50-Jährigen kennen den Ausdruck, aber nur 6 Prozent der unter 30-Jährigen. In der Altersgruppe dazwischen waren es 41 Prozent, die „Telemedizin“ als Begriff kannten. Geschlechterunterschiede gab es bei den Ergebnissen der Befragung kaum. Für mich ist es schön zu sehen, dass ältere Menschen bei technischen Innovationen auch mal die Nase gegenüber den Jüngeren vorne haben.

Mehrheit sieht Telemedizin positiv

Wenn man Menschen erklärt, was Telemedizin ist, so empfinden 60 Prozent aller Befragten dies als Entwicklung in der Medizin eher positiv und denken, dass dies in Zukunft an Bedeutung gewinnen kann. Als besonders positiv werden vor allem Zeit- und Wegersparnis, einfacher Zugang zu medizinischen Leistungen und der Wegfall der Ansteckungsgefahr gesehen. Den fehlenden persönlichen Kontakt, das mangelndes Vertrauen in Ferndiagnosen bewerten die Befragten negativ. Zudem bemängeln sie Zweifel an Datensicherheit und der Technik.

Wie sieht die nahe Zukunft der Telemedizin in Österreich aus?

„Die Corona-Krise ist ein positiver Beschleuniger hin zu einer moderneren Medizin“, sagt Dietmar Bayer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Telemedizin in diesem Interview (Link öffnet in neuem Fenster) >>

Ärzte stehen diesen technischen Lösungen durchaus positiv gegenüberstehen, u.z. „überall dort, wo es bereits Vorbereitungen oder Pilotbetrieb gegeben hat“. Beim elektronischen Rezept, bei Videokonferenzen mit Patienten oder der elektronischen Befundeinschau in ELGA werden die Möglichkeiten bereits jetzt schon genutzt.

Patienten können nun in ihrer vertrauten Umgebung bleiben und sich einen Termin mit dem Arzt ihres Vertrauens vereinbaren bzw. von diesem betreut werden. Ärzte, deren Ordinationen gesperrt werden müssen, können dank Telemedizin ihre Patienten weiter betreuen. So ist es auch selbst leicht erkrankten Ärzten möglich, ihre Patienten telemedizinisch zu versorgen.

Mein Wunsch: Wir müssen die Betreuung der Patienten – auch während einer Pandemie wie Corona – sicherstellen, uns zwar mit allen technischen Mitteln. Dabei muss allerdings der persönliche Kontakt zwischen Patienten und Ärzten sichergestellt sein und Teil der fixen Bedingungen in der Telemedizin sein.
Keinesfalls dürfen Gespräche oder die Übermittlung von Nachrichten auf Assistenten abgewälzt werden. Denn, wenn es bei der Einführung solcher Lösungen um Kostensenkung oder Gewinnmaximierung geht, so lehne ich diese Entwicklung kategorisch ab.

Ihr Franz Bittner