Im Wiener St. Josef Krankenhaus finden derzeit 2.000 Geburten pro Jahr statt, demnächst sollen 3.500 Entbindungen möglich sein. Das sind gute Nachrichten, denn auf den Wiener Geburtenstationen gibt es Engpässe. Das St. Josef Krankenhaus arbeitet derzeit daran, die Angebote für werdende Mütter auszubauen. Es wird mehr Kreißsäle geben und bereits im Sommer 2018 soll die Abteilung für Kinderheilkunde mit Neonatologie schrittweise eröffnet werden. Das verrät Primar Dr. Andreas Brandstetter, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe des St. Josef Krankenhaus Wien.
Ein Blick in die Praxis: Wenn sich heute eine werdende Mutter mit der Bitte um einen Termin für die anstehende Entbindung an das St. Josef Krankenhaus wendet, kann ihr dann auch sofort ein Termin zugesichert werden?
Andreas Brandstetter: Unser Haus hat sich in den letzten Jahren einen sehr guten Ruf erarbeitet, vor allem was das Thema „natürliche Geburt“ betrifft. Um unseren hohen Standard in der Betreuung zu sichern, müssen wir die Zahl der Anmeldungen jedoch begrenzen. Dies führt dazu, dass wir meist sehr rasch „ausgebucht“ sind. Wir empfehlen den Frauen daher, sich möglichst früh in der gewünschten Geburtsklinik anzumelden.
Es gab in letzter Zeit viele Berichte über abgewiesene Schwangere, überfüllte Kreißsäle und Engpässe auf den Wiener Geburtenstationen. Wie beurteilen Sie die Lage?
Andreas Brandstetter: Die Geburtenrate ist in Wien sicher deutlich stärker gestiegen, als es noch vor Jahren absehbar war. Dazu kommt, dass sich allgemein in der Medizin und damit auch in der Geburtshilfe die Kapazitäten nicht von heute auf morgen erweitern lassen, man braucht Kreißsäle und das richtige Personal. In der Frage der Geburtsplätze arbeiten wir jedoch sehr eng mit der Stadt Wien zusammen und versuchen, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, um den Bedarf zu decken.
Die Geburtshilfe im St. Josef Krankenhaus wird derzeit ausgebaut. Welche neuen Angebote wird es für werdende Mütter und Neugeborene geben?
Andreas Brandstetter: Eines der wichtigsten neuen Angebote ist sicher die Abteilung für Kinderheilkunde mit Neonatologie, die wir ab Juli 2018 schrittweise eröffnen. Wir starten zunächst mit den zehn Betten der neonatologischen Überwachungsstation, die allgemeine Kinderabteilung folgt im Jänner 2019. Ab Juli können wir damit auch kranke Babys und Frühgeborene direkt vor Ort betreuen. Das dahinterliegende Betreuungs- und Raumkonzept sieht vor, dass die Eltern von Anfang an stark in die Pflege ihres Kindes einbezogen werden und dass Körperkontakt und Kuscheln ebenso gefördert werden wie regelmäßiges Stillen. All das ist für die positive Entwicklung der Babys ganz entscheidend. Die Eröffnung der neuen Abteilung ist sowohl für die betroffenen Mütter und ihre Babys als auch für das St. Josef Krankenhaus ein absoluter Meilenstein, auf den wir uns schon sehr freuen!
Wie viele Geburten werden im St. Josef-Krankenhaus Wien künftig möglich sein?
Andreas Brandstetter: Zum Jahreswechsel 2018/2019 wird die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe des Krankenhauses Göttlicher Heiland in das St. Josef Krankenhaus integriert. Damit wächst natürlich auch die Geburtshilfe in unserem Haus: Ab 2019 erhöhen wir die Kapazitäten von rund 2.000 auf rund 3.500 Geburten pro Jahr – das St. Josef Krankenhaus wird zum größten Geburtszentrum Wien. Darüber hinaus wurde bereits ein weiterer Ausbau auf rund 4.000 Geburten zwischen der Vinzenz Gruppe, dem Krankenanstaltenverbund und dem Wiener Gesundheitsfonds vereinbart. Nach Genehmigung dieser Planung durch die Stadt Wien wird der weitere Ausbau umgehend begonnen werden.
Wann soll der Umbau abgeschlossen sein?
Andreas Brandstetter: Mit Anfang 2019 soll unser neues Eltern-Kind-Zentrum, bestehend aus einer großen Geburtshilfe und der neuen Abteilung für Kinderheilkunde mit Neonatologie, fertig sein. Für die Geburten stehen ab 2019 ein komplett neuer Entbindungsbereich sowie eine zweite Wochenbettstation zur Verfügung. Die Anzahl der Kreißzimmer wird von bisher vier auf acht erhöht. Bei der Errichtung der neuen Räume wird darauf geachtet, eine möglichst wohnliche und familiäre Atmosphäre zu schaffen, damit sich die Frauen und ihre Begleitpersonen wohlfühlen.
Was kann in Wien noch getan werden, um die Betreuung werdender Mütter zu verbessern?
Andreas Brandstetter: Mit dem Ausbau unserer Geburtshilfe zu einem Eltern-Kind-Zentrum können wir als St. Josef Krankenhaus sicher wesentlich dazu beitragen, dass die schwangeren Frauen im Westen Wiens gut versorgt werden. Wünschenswert wäre auch ein System, mit dem schwangere Frauen auf einen Blick sehen, in welchem Krankenhaus noch Geburtsplätze frei sind. Von der Stadt Wien ist eine zentrale Anmeldestelle für Geburten geplant.