| Franz Bittner

Spitalskeime: Österreichweite Hygienestandards dringend notwendig

Einer Studie zufolge lauert die Erkrankungsgefahr für Patienten dort, wo sie es am wenigsten vermuten würden – im Krankenhaus. Das Europäische Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat ermittelt, dass in Österreich jedes Jahr rund 2400 Patienten an Infektionen sterben, die durch unterschiedliche Keime ausgelöst werden. Europaweit sind es etwa 91.000 Menschen. Die häufigsten Folgen sind Lungenentzündungen, Blutvergiftungen, Harnwegs- und Wundinfektionen. Ein Gutteil der Infektionen ließe sich durch eine gründlichere Hygiene im Krankenhaus vermeiden. Denn Keime werden nicht nur von Mensch zu Mensch übertragen, sondern werden auch über ganz einfache Handgriffe weiterverteilt: Türgriffe, Tastaturen, Lichtschalter, Seifen-, Desinfektions- oder Handtuchspender sind ein wahrer Tummelplatz für Keime. Wer hier nicht auf eine ordentliche hygienische Handdesinfektion setzt, öffnet Keimen regelrecht Tür und Tor. 

 

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass die derzeitigen Modelle rund um das Thema Krankenhaushygiene unzulänglich sind. Es bedarf neuer Qualitätsstandards und auch Kontrollen, um Patienten in den Spitälern künftig besser zu schützen. In Österreich liegt die Verantwortung für die Umsetzung der Hygienemaßnahmen im Bereich des jeweiligen Bundeslandes, das sich an unterschiedlichen Regelungen und Empfehlungen, etwa seitens des Bundes oder der Europäischen Union, orientiert. Eine sinnvolle Lösung wäre aber ein einheitlicher österreichweiter Hygienestandard.

 

Checklisten einsetzen und Fehler vermeiden

 

Eine Lösung, die auf ähnlicher Sorgfalt und Genauigkeit basiert wie sie beim Umgang mit den viel beschworenen digitalen Daten gewünscht wird, ist im Sinne der Patienten dringend notwendig. Erste Abhilfe im Kampf gegen die Keime könnte die Einführung standardisierter Checklisten liefern. Die konsequente Anwendung soll sicherstellen, dass alle notwendigen Hygienemaßnahmen getroffen worden sind und auch nichts übersehen oder vergessen wurde. Noch mehr Sicherheit liefert das Vier-Augen-Prinzip: Während eine Person die Checkliste vorliest, arbeitet eine zweite Person die Punkte vollständig ab. Natürlich handeln Ärzte, Krankenhaushygieniker und andere Mitarbeiter nach bestem Wissen und Gewissen. Doch auch wenn sie die einzelnen Punkte bereits auswendig kennen und routinemäßig ausführen, kann in Stresssituationen ein Schritt übersehen werden. Mit Checklisten können mögliche Mängel frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor ein Patientenschaden entsteht. Checklisten kommen in Krankenhäusern ohnehin bereits in unterschiedlichen Varianten zum Einsatz, um die Patientensicherheit zu erhöhen und Behandlungsfehler rechtzeitig auszuschließen – warum also nicht auch im Bereich der Hygiene.

 

Dass auch Forschung und Technologie europaweit mit Hochdruck nach neuen Strategien suchen, zeigen zahlreiche Entwicklungen, die von einfachen Aufklebern als Signal für das Reinigungspersonal bis hin zu speziellen keimabweisenden Materialien für vielfach benutzte Oberflächen wie Türgriffe oder Lichtschalter reichen.

 

Übrigens: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat den 5. Mai zum Welttag der Handhygiene ausgerufen.