| Franz Bittner

Rauchfrei per Telefon?

Ab Mai 2018 gilt in allen Gasthäusern und Lokalen ein generelles Rauchverbot. Das geplante Gesetz lässt die Wogen hochgehen und könnte im Zuge der aktuellen Regierungsverhandlungen doch wieder kippen. Gesundheitsexperten warnen aber vor einem Rückzieher und plädieren für einen weiteren Schritt, den Nichtraucherschutz auszubauen – zumal ein Rauchverbot im Großteil Europas bereits etabliert ist und auf wachsende Akzeptanz trifft.

 

Wir haben mit der Psychologin Sophie Meingassner vom „Rauchfrei Telefon“ über Rauchstopp, Prävention und langfristige Erfolge gesprochen. Im Vorjahr haben hier rund 5.000 Raucher Beratung und Unterstützung in Anspruch genommen. Rund ein Drittel bleibt rauchfrei, wie Sophie Meingassner berichtet.

 

In Österreich sterben jährlich rund 11.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Vermitteln diese Zahlen keine abschreckende Botschaft?

 

Sophie Meingassner: Abschreckung funktioniert in der Prävention nur selten – vor allem nicht mit anonymen Zahlen ohne konkretes Hilfsangebot. Je individueller der Bezug und das Wissen um die Schädigungen ist, desto eher kann ein Bezug zu dem eigenen Rauchen hergestellt werden. Hilfreich ist ebenfalls, konkrete und verfügbare Hilfestellungen zum Rauchstopp anzubieten.

 

Studien vermelden zwar einen Rückgang rauchender Jugendlicher in Österreich, im europäischen Vergleich liegt diese Gruppe aber immer noch im oberen Feld. Wo setzen Sie in der Präventionsarbeit an?

 

Meingassner: Die wirksamsten Maßnahmen in der Prävention von jugendlichem Rauchen sind klare umfassende gesetzliche Vorgaben zum Nichtraucherschutz und hohe Zigarettenpreise.

Wenn Jugendliche schon rauchen, dann helfen wir am Rauchfrei Telefon (www.rauchfrei.at) mit konkreten Hilfestellungen – wie lehne ich eine Zigarette ab, wenn mir eine angeboten wird, wie verhalte ich mich, wenn alle anderen eine rauchen gehen, wie gehe ich mit Entzugserscheinungen wie Nervosität und Reizbarkeit um, wie kann ich meine Motivation stärken, damit ich dem Rauchverlangen ohne Zigarette entkomme …

 

Auch bei Erwachsenen sind vorbeugende Maßnahmen gefordert, etwa wenn es um das Thema Passivrauch geht. Was wird hier getan?

 

Meingassner: Das Rauchfrei Telefon bietet Hilfe bei der Entwöhnung an. Wir empfehlen als ersten Schritt immer, die Innenräume (Wohnung und Auto) rauchfrei zu machen, um sich und die Umgebung vor Passivrauch zu schützen. Auf gesellschaftlicher Ebene sind im Bezug auf Schutz vor Passivrauch ebenfalls die gesetzlichen Rahmenbedingungen relevant.

 

Lässt sich die Leistung der Präventionsarbeit messen? Sind Erfolge überhaupt nachweisbar?

 

Meingassner: Ja, gerade beim Rauchen ist die Rauchprävalenz in der Bevölkerung messbar und hängt direkt mit den Präventionsmaßnahmen zusammen, und auch hier in erster Linie mit den gesetzlichen Möglichkeiten. Je besser die Maßnahmen, desto geringer die Raucherquote in der Bevölkerung, desto weniger junge Menschen fangen mit dem Rauchen an.

 

Stichwort Raucherentwöhnung: Menschen, die mit dem Rauchen aufhören möchten, finden Unterstützung bei rauchfrei.at. Inwieweit können Sie in konkrete Zahlen gießen, wie viele Menschen mit Ihrer Hilfe zum Nichtraucher werden konnten?

 

Rund ein Drittel der Personen, die Unterstützung beim Rauchfrei Telefon suchen, bleiben langfristig rauchfrei. 2016 haben wir insgesamt rund 5.000 Personen informiert und beraten.

 

Ein Blick über die österreichischen Landesgrenzen: Wo findet erfolgreiche Präventionsarbeit statt und welche Ansätze erweisen sich dabei als zielführend?

 

Meingassner: In Bezug auf die Tabakprävention erweisen sich Maßnahmenbündel aus konkreten gesetzlichen Rahmenbedingungen, Preisgestaltung, Entwöhnangeboten und Stärkung der Selbstkompetenz im Jugendalter als sinnvoll. Nichtrauchen als gesellschaftliche Norm ist eine wirkungsvolle Prävention, damit viele Jugendliche rauchfrei bleiben. Je weniger Jugendliche zu rauchen anfangen, desto weniger Erwachsene rauchen – denn: wer einmal anfängt zu rauchen, bleibt mit großer Wahrscheinlichkeit lange dabei.

 

Zur Person:

MMag. Sophie Meingassner ist Klinische- und Gesundheitspsychologin und fachliche Leiterin des „Rauchfrei Telefon“ der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse. Das Service bietet Information und Beratung rund um das Thema Rauchen und Rauchstopp. Das „Rauchfrei Telefon“ ist wochentags von 10.00 bis 18.00 Uhr unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 810 013 erreichbar. Weitere Informationen finden Sie hier