In Österreich sind 1,7 Millionen Menschen von Allergien betroffen. Wenn sie auch dazu gehören, dann haben sie hoffentlich mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt darüber gesprochen, das ist wichtig. Warum das so ist und wie Allergie entstehen, dazu habe ich bereits hier geschrieben.
Aktuell hat Ragween – auch Ambrosia genannt – Saison und die fällt heuer äußerst schlimm aus. Denn bei dieser Pflanze reichen besonders wenige Pollen, um AllergikerInnen bereits zu heftigen Reaktionen zu bringen.
Wien hat heuer einen besonders heißen Sommer gehabt, und daher ist mit einer intensiven Ragweed-Pollensaison zu rechnen. Mehr Informationen zu Allergien sind hier nachzulesen. << öffnet in einem eigenen Fenster
Was genau ist Ragweed?
Vor circa 150 Jahren wurde Ragweed bzw. das beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) von Nordamerika nach Osteuropa eingeschleppt. Von dort fand die Pflanze über verunreinigtes Vogelfutter den Weg nach Mitteleuropa. Es waren aber erst die heißen langen Sommer in den Jahren 2003 und 2006, dass sich Ragweed auch bei uns flächendeckend ausbreiten konnte. Ragweed ist ein Klimawandelgewinner, denn früher Bodenfrost zerstört die Pflanze.
Warum ist Ragweed so gefürchtet?
Ragweed gilt wegen seiner Pollen als einer der gefährlichsten natürlichen Allergieauslöser. Jede einzelne Pflanze kann pro Saison bis zu einer Milliarde Pollenkörner produzieren. Und drei von vier aller PollenallergikerInnen reagieren auf die Pollen. Die Pollen des Ragweeds sind außerdem sehr klein und können so gut bis in tiefere Winkel der Lunge vordringen – entzündete Bronchien und sogar Asthma sind keine seltenen Folgen.
Hinzu kommt, dass Ragweed erst relativ spät im Jahr, und zwar von Juli bis Oktober, blüht. Eigentlich eine Zeit, in der Heuschnupfengeplagte bereits aufatmen können. Durch das länger warme Wetter, verstärkt sich das Problem mit Ragweed doppelt.
Die medizinische Universität Wien hat übrigens den Ragweed-Finder << öffnet in einem eigenen Fenster ins Leben gerufen. Hier werden Vorkommen dokumentiert und Tipps zur Erkennung gegeben.
Wie kann man Ragweed bekämpfen?
Das Problem Ragweed muss im wahrsten des Wortes an der Wurzel gepackt werden. Denn Mähen alleine reicht nicht, es muss komplett entfernt werden. Betroffen von Ragweed sind vor allem Wien, Niederösterreich, das Burgenland, die Steiermark und Kärnten. Uwe Berger, Leiter des österreichischen Pollenwarndienstes, fordert daher eine bundesländerübergreifende Taskforce zur Bekämpfung von Ragweed. Bereits vor der Pandemie gab es bereits landesübergreifende Veranstaltungen, an denen das Bundesheer, die ÖBB, die ASFINAG sowie Grünflächen erhaltende Organisationen aus den Bundesländern teilgenommen haben. Die Stadt Wien versucht, das Wachstum mit folgenden Maßnahmen so gut wie möglich einzudämmen, ausgeführt vom Team der Wiener Stadtgärten: Städtische Grünflächen werden regelmäßig gemäht, Straßenränder, Brachflächen und Schutthalden werden abgesucht und von Ragweed befreit.
Mein Appell: Ragweed ist ein Beispiel dafür, wie sehr der Klimawandel direkte Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen haben kann. Längere Allergiesaisonen und heftigere Reaktionen beeinträchtigen das Leben der BürgerInnen. Hier werden alle Institutionen intensiver zusammenarbeiten müssen, um dieses Problem in den Griff zu bekommen.
Ihr Franz Bittner