| Franz Bittner

Promovierte Schamanen

Die Regierung ist bei Gesundheitsfragen mittlerweile „ein Geisterfahrer“. Obwohl ihr ständig Fahrzeuge entgegenkommen, glaubt sie auf der richtigen Seite unterwegs zu sein und setzt ihre Fahrt unbeirrt fort – gegen die Interessen der Patienten. Was ist damit gemeint?
Das Gesundheitsministerium plant das Berufsbild des Arztes auszuweiten und will damit gesetzliche Möglichkeiten für „Alternativmediziner“ schaffen.
Aus meiner Sicht ist das absolut unverantwortlich.
Statt eine Gesundheitspolitik im Interesse der Patienten zu machen, wird hier lieber der „Geschäftemacherei“ Tür und Tor geöffnet.
Natürlich ist mir klar, dass einige von ihnen selbst Alternativmedizin nutzen und an diese auch glauben. Es ist eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss.
Die vorliegende Regelung wird aber keineswegs mehr Sicherheit oder Qualität in der Leistung bringen.
Es gibt in der Alternativmedizin anerkannte Leistungen, die vielfach bis dato nicht wissenschaftlich fundiert sind. Und dann gibt es auch noch eine große Zahl nicht anerkannter Leistungen.
Wenn ein Arzt Methoden bei der Behandlung anwendet – auch wenn es alternativmedizinische sind – dann sollten diese wissenschaftlich belegt sein. D.h. auch wenn es ein Bedürfnis nach alternativmedizinischen Methoden seitens der Patienten gibt, so müssen die Standards für Ärzte bei Behandlungen gleich sein.
Und genau diese Standards schafft die neue Regelung aber nicht.
Ob das Betätigungsfeld für Kurpfuscher eingeengt wird, bleibt abzuwarten. Ganz sicher werden die angewandten Methoden nicht sicherer oder besser, wenn sie von Ärzten angewandt werden. Ganz im Gegenteil, damit wird der Geschäftemacherei Tür und Tor geöffnet.
Die große Gefahr dabei ist, dass dadurch der Anspruch der Versicherten auf standardisierte medizinische Leistung ausgehöhlt wird.
Aus meiner Sicht wäre es besser für uns alle, wenn die Regierung die brutale Kosteneinsparung auf dem Rücken der Versicherten bei den Sozialversicherungen stoppt. Oder den klaren Wunsch der Bevölkerung respektiert, den Hausarzt aufzuwerten, die regionalen Strukturen, seien es Gesundheitszentren, Gruppenpraxen, Ordinationen oder Institute, auszubauen, um eine Entlastung der Spitäler zu erreichen.
Mein Wunsch als Patientenombudsmann an das Gesundheitsministerium ist, dass Patienten Sicherheit bei der Behandlung haben und nicht „promovierte Schamanen“ ein einträgliches Geschäftsfeld per Gesetzesbeschluss, als quasi geschützten Bereich bekommen.
Ihr Franz Bittner