Corona verändert unser aller Leben und Alltag. Das ist für Familien schwer, belastet Freundschaften und stellt insbesondere Menschen mit pflegebedürftigen Angehörigen vor eine große Probe.
Pflegebetreuung bröckelt aufgrund von Corona
Die Volkshilfe hat eine Befragung pflegender Angehöriger durchgeführt (Link öffnet in neuem Fenster), die teils dramatische Ergebnisse zeigt. Pflegende Angehörige, insbesondere von Demenzkranken, haben besonders starke Belastungen in Zeiten von Corona.
66 Prozent der befragten Angehörigen klagen über Überforderung. 72 Prozent der befragten pflegenden Angehörigen von Demenzerkrankten gaben an, dass die Corona-Krise Auswirkungen auf ihre Pflege- und Betreuungssituation hatte. Ihren Familienalltag mussten 77 Prozent der Pflegenden verändern. Und 78 Prozent wurden zeitlich noch mehr in Anspruch genommen. Während der ersten Welle im Lockdown wurde von 44 Prozent wegen der Sorge vor Ansteckung auf Unterstützung durch andere Familienmitglieder verzichtet.
Pflegende Angehörige – mehr Belastung und auf sich allein gestellt
„Durch den Lockdown sind diese Menschen noch zusätzlich belastet worden“, sagte Volkshilfe-Präsident Ewald Sacher. Die ergänzenden Angebote wie Tagesbetreuungseinrichtungen waren geschlossen. Viel Nachbarschaftshilfe wurde aufgrund von Vorsichtsmaßnahmen stark reduziert. Zudem kam, dass pflegende Angehörige bei der Beschaffung von Schutzbekleidung auf sich allein gestellt waren.
Durch die Corona-Krise wurde das Betreuungsnetz für Demenzkranke und deren pflegende Angehörige ausgedünnt. 32 Prozent gaben an, dass die Pflegebedürftigen keine Therapien mehr erhalten haben. 15 Prozent konnten die Tageszentren nicht mehr besuchen, 16 Prozent verzichteten auf mobile Dienste, 19 Prozent erhielten keine Unterstützung durch Heimhilfen mehr. All das musste durch pflegende Angehörige ausgeglichen werden.
Es braucht dringend mehr Pflegepersonal
In Österreich werde Pflegeaufgaben zu 85 Prozent der Fälle von Frauen durchgeführt. Aus Erhebungen ist bekannt, dass rund ein Drittel über 50 Jahre alt ist und damit in den kommenden zehn Jahren in Pension gehen wird. Bis zum Jahr 2030 rechnet man insgesamt mit einem Mehrbedarf von 76.000 Pflegekräften, so zeigt die aktuelle Studie des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (Link öffnet in neuem Fenster)
Mein Aufruf: Corona ist eine große Krise. Keine Frage! Aber die Politik hat in vielen Bereichen der Pflege aktuell Handlungsbedarf. Gesundheit und Pflege müssen immer an erster Stelle stehen − auch oder gerade während einer solchen Krise! Wir alle dürfen uns hier nicht zurücklehnen. Österreich darf pflegende Angehörige mit ihren Aufgaben, gerade in dieser fordernden Pandemiezeit, nicht alleine lassen. Menschen, die einer Pflege bedürfen, und deren Angehörige haben in Österreich Besseres verdient.