| Franz Bittner

Patienten dürfen nicht für dumm verkauft werden.

In Wien, wie im Rest von Österreich können Patienten zwischen Vertragsärzten und Wahlärzten wählen. Unterschiede gibt es dabei insbesondere, wenn es um Kosten und die Art der Abrechnung geht. Auffallend ist dabei, dass die Zahl der Fachärzte und -ärztinnen ohne Kassenvertrag in den letzten Jahren stark angestiegen ist.
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Stärkster Zuwachs bei Wiener GKK

Das bedeutet für die Patienten Mehrkosten, da von den Kassen vielfach nur ein Bruchteil der Behandlungskosten rückerstattet wird. Sie haben Anspruch auf Rückerstattung von 80 Prozent des Tarifs der Kosten des Wahlarztes. Leider gibt es dabei viele Ausnahmen, die den tatsächliche Rückerstattungstarif oft auf nur 20 oder 30 Prozent des Kassentarifs sinken lassen.

2010 haben die Krankenkassen ihren Versicherten nur rund 139 Mio. Euro für privatärztliche Leistungen rückerstattet, 2017 waren es bereits 206 Mio. Euro, das ist ein Zuwachs Plus von 48,3 Prozent. Mit 87,3 Prozent ist die Wiener Gebietskrankenkasse Spitzenreiter beim prozentuellen Anstieg zwischen 2010 und 2017.

Keine 2-Klassen Medizin für Wiener Patienten

Was aus meiner Sicht nicht passieren darf, ist eine Vermischung der Systeme zum Nachteil der Patienten, zum Beispiel frei nach dem Motto „entweder lange Wartezeiten oder Geld auf den Tisch“. Laut Gesamtvertrag der Wiener Gebietskrankenkasse sind Vertragsärzte berechtigt, Patienten privat zu behandeln, sofern diese, dies ausdrücklich wünschen und die entsprechenden Leistungen direkt mit diesen verrechnen. Es ist allerdings auch ausdrücklich festgehalten, dass eine Bevorzugung von Privat- vor Kassenpatienten unzulässig ist.

Meine Forderung als Patientenombudsmann: Wenn ein Arzt einen Kassenvertrag hat, so muss ein überwiegender Teil seiner Patienten Kassenpatienten sein. Und der Arzt sollte eine Mindestverpflichtung zu 30 Stunden wöchentlicher Ordinationszeit haben.

Ihr Franz Bittner

PS: Wenn sie einen Wahlarzt aufsuchen, fragen sie immer vorab welche Kosten genau auf sie zukommen. Weitere Informationen zu Kosten und deren Rückerstattung von der Wiener Gebietskrankenkasse können sie hier nachlesen.