| Franz Bittner

Pandemie vorbei, Pflegepersonal fertig?

Viele Menschen freuen sich über die Lockerungen der Coronaregeln und über die niedrige, stabile Zahl der PatientInnen auf den Intensivstationen << öffnet in einem eigenen Fenster. Es wirkt ein wenig so, als ob man zumindest wegen Corona aufatmen kann. Denkt man nicht über die fürchterlichen Geschehnisse in der Ukraine nach.

Für das Pflegepersonal in Krankenhäusern und Pflegeheimen gibt es leider keinen Grund zum Aufatmen. Denn ihre Situation ist nach wie vor schwierig bis unerträglich. Und es besteht Grund zur Sorge, dass sich niemand aufgrund der weltpolitischen Geschehnisse um die berechtigen Forderungen des Pflegepersonals kümmert.

 

Es ist 5 nach 12 im Pflegebereich!

Alle, Pflegepersonal, Ärztekammer, Gewerkschaft und Arbeiterkammer schlagen einmal mehr Alarm. In unseren Spitälern und Pflegeheimen fehlt es überall an Personal. Es braucht endlich gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung für alle im Gesundheits- und Langzeitpflegebereich. Die schönen Worte, der Dank und der geklatschte Beifall sind kein Ausgleich für den schwierigen Arbeitsalltag.

Die Konsequenzen aus der akuten Personalnot werden wir alle – früher oder später – zu spüren bekommen. In Form von leeren Betten in Krankenhäusern und Pflegeheimen, überlangen Wartezeiten auf Leistungen in der mobilen Pflege und Betreuung.

 

Welche Lösungen gibt es für den Pflegebereich?

Alternative Lösungen gibt es zum Beispiel im Burgenland, wir haben hier berichtet. Alle solchen Lösungen zur Betreuung und Pflege älterer MitbürgerInnen müssen vorurteilsfrei und rasch geprüft und die besten Lösungen dann umgesetzt werden. Es braucht eine soziale Absicherung pflegender Angehöriger, damit diese später von ihrer Pension leben können.

Das Pflegepersonal protestiert und auch zurecht << öffnet in einem eigenen Fenster. Es führt kein Weg an der Tatsache vorbei, dass es einfach mehr braucht, mehr Geld für eine angemessene Entlohnung und mehr Personal, um bessere Arbeitsbedingungen zu ermöglichen. Diese Budgetmittel müssen freigemacht werden, denn wenn wir Milliarden zur Bekämpfung der Pandemie über Nacht bereitstellen können, dann können wir auch in faire Arbeitsbedingungen und die Menschen investieren. Wir alle werden älter und wünschen uns eine ordentliche und sichere Pflege für uns selbst und unsere Angehörigen.

 

Mein Appell: In den letzten 2 Jahren haben wir durch Corona gesehen, welch große Entscheidungen in kürzester Zeit möglich sind, wieviel Budgetmittel über Nacht für Initiativen zur Verfügung gestellt werden können. „Koste es, was es soll“ muss unser Motto für den Pflegebereich sein – für die dort arbeitenden Menschen und die PatientInnen. Das können wir uns leisten.

Ihr Franz Bittner