Die Kinder sind unsere Zukunft. So ähnlich klingen die Worte unserer PolitikerInnen, wenn es um unseren Nachwuchs geht. Aber den Worten folgen viel zu oft keine Taten. Umso schlimmer ist es, wenn so wenig getan wird, dass die Situation noch schlimmer wird – obwohl das schon fast unmöglich schien.
250.000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren gibt es in Wien. Aber nur 71 KinderärztInnen in ganz Wien, das sind über 3.500 PatientInnen pro KinderärztIn. Im Jahr 2010 waren es noch 91 ÄrztInnen mit Kassenvertrag im Fach Kinder- und Jugendheilkunde. Haben alle PolitikerInnen und FunktionärInnen seitdem geschlafen?
Warum KinderärztInnen überall fehlen
Österreichweit sind 15 Prozent aller Kassenstellen von KinderärztInnen nicht besetzt“, betont Johannes Steinhart, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien >> öffnet in einem eigenen Fenster.
Ein Rückgang um 20 Kassenordinationen bei einer gestiegenen Bevölkerungszahl von 200.000 Menschen – das entspricht der gesamten Einwohnerzahl von Linz – ist dramatisch und schreit förmlich nach Handlungsbedarf. In einigen Wiener Bezirken gibt es nur mehr einen einzigen Kassen-KinderärztIn. Das ist für eine Zweimillionen-Metropole eindeutig zu wenig.“
Die Anfragen nach einem Hausarzt oder -ärztin, einer Kinderordination haben 2021 extrem zugenommen, siehe dazu auch hier. In vielen Bezirken Wiens werden von KinderärztInnen keine neuen Patientinnen und Patienten aufgenommen. Warum das im Detail so ist, habe ich mit einigen KinderärztInnen persönlich geklärt und die Ergebnisse finden sie hier.
Wie gesund sind unsere Kinder und Jugendlichen?
Um die Gesundheit unserer Kinder steht es besorgniserregend und die Situation hat sich in den vergangenen Jahren aus mehreren Gründen verschlechtert. Es beginnt mit dem Mangel an KinderärztInnen, auf das kann man nicht oft genug hinweisen und ich habe es schon 2018 getan und auf den generellen Mangel an KinderärztInnen bereits 2017(!!).
Der Gesundheitszustand unserer Kinder verschlechtert sich, vor allem werden sie immer dicker. 30% aller Buben und 22% der Mädchen zwischen sechs und neun Jahren sind in Österreich bereits übergewichtig oder adipös.
Auch leiden viele Kinder psychisch. 38 % der Buben und 35 % der Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren gaben bei einer Umfrage (aus 2018) an, dass sie schon einmal psychische Probleme hatten. Und die durch Corona notwendigen Lockdowns, haben für unsere Kinder und Jugendliche zu weiteren seelischen Belastungen geführt.
So kann eine Lösung für Wiens Kinder aussehen
Der Mangel an KinderärztInnen ist – leider – schnell erklärt. Es geht wieder mal ums liebe Geld und die Sparwut der Österreichischen Gesundheitskasse. Aktuell können viele Kassenordinationen nach Pensionierungen oft nicht nachbesetzt werden. Das liegt im Wesentlichen daran, dass die Kassenhonorare für Kinderärztinnen und -ärzte im Vergleich zu anderen Fächern schlechter seien.
Die Lösung gibt es bereits in einem anderen Bereich – der praktischen ÄrztIn im Spital. In sogenannten Erstanlaufstellen in Spitälern bekommen die PatientInnen Medikamente verschrieben, eine allgemeinmedizinische Erstversorgung oder eine Weiterleitung in den niedergelassenen Bereich zu einem Facharzt. Oder es wird entschieden, dass der/die PatientIn zur weiteren Behandlung stationär im Krankenhaus aufgenommen werden muss.
Und genau diese Lösung brauchen wir auch im Bereich der FachärztInnen bei KinderärztInnen. Da gibt es nur ein Problem und das hat einen Namen – die ÖGK (wahrscheinlich haben sie es erraten). Die Wiener Ärztekammer hat ein fertiges Konzept vorgelegt, dass auch von der Stadt Wien für gut befunden wurde. Die Umsetzung scheitert aber an der Blockadepolitik der ÖGK.
Es könnte auch schnell umgesetzt werden, da es für junge KinderärztInnen die Hemmschwelle verringert eine Kassenordination zu gründen. Denn eine Ordinationsgründung muss man finanziell erste einmal schaffen.
Mein Appell: Bei der Gesundheitspolitik ist es wie generell bei der Gesundheit, man muss etwas tun und nicht nur reden. Die Situation bei den KinderärztInnen hat sich seit 2010 nur verschlechtert und das auf Kosten unserer Kinder! Die ÖGK muss sofort handeln, die Vorschläge liegen auf dem Tisch, jetzt braucht es Entscheidungen.
Ihr Franz Bittner