| Franz Bittner

Müssen wir uns wegen der Affenpocken Sorgen machen?

Es sind Worte, die wir nach über 2 Jahren Coronapandemie eigentlich nicht mehr lesen wollten. Der Ausbruch sei eine „Notlage von internationaler Tragweite“, so WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. „Es gibt eindeutig das Risiko einer weiteren internationalen Verbreitung, auch wenn das Risiko einer Beeinträchtigung des internationalen Reiseverkehrs gering bleibt“, sagte er.

Mehr als 16.000 Affenpocken-Fälle sind inzwischen in 75 Ländern bestätigt worden. Fünf Menschen sind laut Angaben der WHO daran gestorben. Besonders betroffen sei Europa. In Österreich gab es bisher 99 bestätigte Fälle. Laut dem Gesundheitsministerium sei man gut gegen Affenpocken gerüstet. Seit dem 25. Februar 2022 sind Affenpocken als anzeigepflichtige Krankheit eingestuft. Seither erfolgen behördliche Maßnahmen wie Absonderungen und die Nachverfolgung von Kontaktpersonen. Mit Ende Juli ist auch die erste Lieferung von Impfstoff eingetroffen.

Da kommen bei ihnen natürlich viele Fragen und Sorgen auf, die ich möglichst gut beantworten bzw. aufklären werde.

 

Was sind die Affenpocken?

Affenpocken sind eine auf ein Virus zurückgehende Erkrankung und kann auch auf den Menschen übertragen werden. 1958 wurde der Erreger erstmals in einem dänischen Labor bei Affen nachgewiesen – daher der Name Affenpocken. Fachleute vermuten allerdings, dass der Erreger eigentlich in Hörnchen und Nagetieren zirkuliert, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte. Fehlwirte können Mensch oder Tiere sein, in denen sich ein Parasit nicht weiterentwickeln kann. Ein Fehlwirt kann aber vom Parasiten gesundheitlich beeinträchtigt werden.

 

Sind die Affenpocken gefährlich?

Ja und nein. Laut den Angaben der britischen Behörde UK Health Security Agency (UKHSA) ruft die kursierende Variante des Affenpocken-Virus meist nur milde Symptome hervor, kann aber in seltenen Fällen auch schwere Verläufe nach sich ziehen. << öffnet in einem eigenen Fenster
Die westafrikanische Variante des Virus, die aktuell in Europa und den USA kursiert, führe in Afrika bei etwa einem Prozent der Erkrankten zum Tod. Es gebe auch eine zentralafrikanische Variante, bei der zehn Prozent der Fälle auf dem Kontinent tödlich verliefen. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland, sind alle Altersgruppen und beide Geschlechter gleichermaßen empfänglich. << öffnet in einem eigenen Fenster Von tödlichen Verläufen in Afrika sind vor allem Kinder betroffen.

 

Wie wird das Virus übertragen und nachgewiesen?

Eine Übertragung auf den Menschen geschieht allgemein häufig durch Kontakt mit infizierten Tieren oder tierischem Blut und Sekreten, über das Essen infizierten Affenfleischs sowie Tröpfcheninfektion. Das Virus infiziere Kontaktpersonen, indem es von den Pusteln Erkrankter in Wunden oder die Augen von Kontaktpersonen gelangt, auch das Einatmen von Tröpfchen mit den Partikeln sei ein Weg.

Dass nur homosexuelle Männer betroffen sind, stimmt ausdrücklich nicht. Korrekt ist, dass bei den aktuell erfassten Fällen in der Mehrheit Männer betroffen sind, die Sexualkontakte zu anderen Männern hatten. Wie es scheint, breitet sich das Virus derzeit vor allem zwischen homo- oder bisexuellen Männern aus. Intimkontakt ist aber nur eine Möglichkeit der Übertragung. Es ist daher wahrscheinlich Zufall, dass das Virus zunächst in diesen Personenkreis getragen wurde und dann vor allem dort weiter kursierte.

Ähnlich wie beim Coronavirus erfolgt der Nachweis mit einer Probe des Betroffenen über einen sogenannten PCR-Test. Das kennen wir mittlerweile alle gut.

 

Was sind die Symptome von Affenpocken und wie behandelt man sie?

Zu den Symptomen zählen: plötzlich einsetzendes Fieber, starke Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Halsschmerzen, Husten, häufig auch Lymphknotenschwellungen. Typisch ist ein pockentypischer Ausschlag, der vom Gesicht auf den Körper übergreift. Selten treten Erblindung und entstellende Narben als Dauerschäden auf.

Normalerweise heilen Affenpocken von allein aus. Behandelt werden die Symptome sowie mögliche bakterielle Sekundärinfektionen wie Fieber und Schmerzen. Für schwere Verläufe und Menschen mit Immunschwäche ist EU-weit seit Jänner 2022 das Medikament Tecovirimat zugelassen. Es soll die Vermehrung der Viren im Körper bremsen.

 

Mein Appell: Besteht die Gefahr einer neuen Pandemie? Laut aktuellem Wissensstand: Nein. Affenpocken sind deutlich weniger ansteckend als Corona. Es scheint kaum Fälle zu geben, in denen die Infizierten keine Krankheitszeichen bemerken, sie begeben sich daher alle zu einem Arzt oder Ärztin. Daher stecken sich voraussichtlich auch aus diesem Grund weniger Menschen an. Auch lassen sich die Kontakte zuverlässige nachverfolgen. Tödliche Verläufe wurden bisher außerhalb Afrikas kaum beobachtet. Die Affenpocken haben eine vergleichsweise lange Inkubationszeit, in der die Infizierten ersten Erkenntnissen zufolge wenig ansteckend sind. Das erleichtert das rechtzeitige Aufspüren der Kontaktpersonen.

Ihr Franz Bittner