| Franz Bittner

Mehr Beschwerden beim Patientenombudsmann

Immer mehr Menschen wenden sich an die Wiener Patientenombudsstelle. Die Zahl der Beschwerden steigt. Es geht um Vorfälle in Ordinationen und Spitälern, aber auch um Fragen im Zusammenhang mit Sozialversicherungen und Krankenkassen. Patientenombudsmann Franz Bittner ist seit Beginn seiner Tätigkeit im September 2013 unzähligen Meldungen nachgegangen: bisher wurden 1.481 Anliegen an ihn herangetragen. Darüber hinaus erreichten Franz Bittner auch 3.334 Fragen, die  per Telefon beantwortet wurden. Mit einer Reihe von Patienten führte er persönliche Gespräche. In sehr vielen Fällen konnte Franz Bittner Patienten beraten, zwischen Beteiligen vermitteln und Lösungen herbeiführen. Im Jahr 2014 betrafen die meisten Beschwerden Institutionen (173), Ärzte für Allgemeinmedizin (168), Spitäler (116), Fachärzte für Frauenheilkunde und Geburtshilfe (54), Fachärzte für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (44) sowie Zahnärzte (35).

Wichtige Anlaufstelle für Patienten

Es ist eine beträchtliche Zahl von Anliegen, die in den letzten beiden Jahren beim Wiener Patientenombudsmann eingelangt sind. Auch Franz Bittner bestätigt, dass die Beschwerden deutlich zugenommen haben. Die Gründe dafür sieht Franz Bittner in der Beziehung zwischen Ärzten und Patienten, die sich im Laufe der Zeit verändert habe. Patienten wären mündiger und selbstsicherer geworden, wie Bittner erklärt: „Wir leben in einem Informationszeitalter. Die Patientinnen und Patienten sind selbstständig in der Lage, sich mehr über die medizinischen Möglichkeiten und deren Fortschritt zu informieren.“ Doch er mahnt auch zur Vorsicht: „Manchmal wird Heilung suggeriert, wo auch die Spitzenmedizin an ihre derzeitigen Grenzen stößt.“ Insgesamt sei diese Entwicklung aber als durchwegs positiv zu betrachten, wie Bittner anmerkt, denn so werde das Gesundheitssystem für alle transparenter.

Patientenombudsmann nimmt Ärzte in die Pflicht

Ein großer Teil der Ärztinnen und Ärzte unterstütze diese positive Entwicklung, zeigt sich Franz Bittner zufrieden: „Sie lassen sich auf den Dialog mit den Patienten ein und klären im ärztlichen Gespräch die Patienten über deren Erkrankungen und die dafür in Frage kommende Therapie auf.“ In den meisten Fällen sind Patienten gut aufgehoben und betreut. Doch Franz Bittner weiß aus Erfahrung wo es in der Arzt-Patienten-Beziehung zu Schwierigkeiten kommen kann. „Meist ist der Wille vorhanden, oft fehlt dafür die nötige Zeit, manchmal aber auch die notwendige Qualifikation.“ In diesem Sinne spart Franz Bittner nicht mit Kritik: „Diese ‚Götter in Weiß‘ müssen – ob sie es wollen oder nicht – aus ihrem selbstgewählten Olymp herabsteigen, sich der Realität stellen oder anderen den Platz überlassen.“

Worüber beschweren sich Patienten?

Ging es zunächst um Beschwerden über das Verhalten von Ärzten oder über Vorfälle in Ordinationen und in medizinischen Instituten, so ist die Patientenombudsstelle heute eine wichtige Anlaufstelle für alle Fragen rund um das österreichische Gesundheitssystem. Dazu gehören Beschwerden über Spitäler aber auch Anfragen in Zusammenhang mit Sozialversicherungen und Krankenkassen, etwa wenn es um Bewilligungen von Pflegestufen, Rehabilitation oder Medikamente geht. „Eine neue zusätzliche Herausforderung, der wir uns auch gerne stellen“, betont Franz Bittner.