| Franz Bittner

Long Covid und kein Ende

Je länger die Pandemie dauert, umso mehr werden auch die anfangs wenig beachteten Langzeitfolgen immer sichtbarer. Long Covid existiert und die Zahl der Betroffenen in Österreich geht weiter nach oben. Vor 9 Monaten haben wir uns bereits mit diesem Thema auseinandergesetzt.

 

Long Covid – ein Rätsel?

Long Covid gibt MedizinerInnen leider immer noch viele Rätsel auf. Die Krankheit verursacht bis zu 200 Symptome im ganzen Körper und deshalb ist es zu Beginn so schwer einzuschätzen. Die Ursachen des Ausbruchs, also warum manche Menschen es bekommen und andere nicht, sind kaum bekannt. Auch kennen wir keine Möglichkeit, Long Covid bei den Betroffenen zu verhindern. Die Zahl der Betroffenen ist unklar, die Schätzungen schwanken von 3 bis 37 Prozent der ehemals akut an Covid-19 Erkrankten. Das einzig Positive ist, dass praktisch alle PatientInnen früher oder später genesen.

Leider fühlen sich viele Betroffene immer noch nicht ernst genommen. Mittlerweile kämpfen zahlreiche „Long Covid“-PatientInnen derzeit vor Gericht um die Anerkennung ihrer Krankheit. Das Sozialgericht Graz hat nun entschieden, dass eine 33-jährige Steirerin vorübergehend berufsunfähig ist und rückwirkend Anspruch auf Rehabilitationsgeld hat << öffnet in einem eigenen Fenster.

 

Die Symptome von Long Covid

Die Symptome betreffen sämtliche Körperfunktionen und menschliche Organe. Es treten neurologische Beschwerden und Atmungsprobleme auf, oft auch Herz-Kreislaufprobleme sowie Autoimmunerkrankungen. Mehr als 90 Prozent der PatientInnen klagen über Müdigkeit, viele über Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, Atemnot, Herzrhythmusstörungen, Kreislaufschwäche, Verdauungsprobleme, Niereninsuffizienz und rheumatische Erkrankungen.

Um ÄrztInnen eine Diagnose von Long Covid zu erleichtern, stellt die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) einen Fragebogen zur Verfügung. Damit soll die Einschätzung des Gesundheitszustandes nach einer Corona-Erkrankung erleichtert werden.

Je nach Beschwerden werden PatientInnen an entsprechende Fachabteilungen und Fachambulanzen im Wiener Gesundheitsverbund überwiesen. In den meisten Fällen handelt es sich um die Kardiologie, die Pulmologie und die Neurologie. Es kann natürlich vorkommen, dass sich durch Covid-19 bestehende Grunderkrankungen, wie etwa rheumatologische Erkrankungen, verschlechtern.

 

„Long Covid“-Ambulanz für Kinder in Ottakring

Bei Kindern ist die Diagnose leider noch schwieriger als bei Erwachsenen. Aktuell gehen Studien davon aus, dass sich zwei bis sechs Prozent aller Kinder, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben, von „Long Covid“ betroffen sind. Wenn die Symptome darauf hindeuten, wird zuerst in eine allgemeine Kinderambulanz zur weiteren Abklärung überwiesen. Erst danach folgt die Überweisung in die „Long Covid“-Kinderambulanz in Ottakring. Dort werden aktuell 20 bis 30 Kinder deswegen behandelt, wobei es noch kein Medikament zur Behandlung gibt. Oft hilft den kleinen Betroffenen Klarheit über ihren Zustand und dass sie nun Hilfe bekommen. In der Kinderambulanz werden, falls nötig, auch eine Überweisung in die Reha-Klinik und Bestätigungen für die Schule ausgestellt.

 

Mein Appell: Wir brauchen mehr Konsequenz und Langfristigkeit in unserem Gesundheitssystem. Aktuell sind ÄrztInnen und medizinisches sowie pflegendes Personal überlastet. Auch fehlen Therapien zur Behandlung der Spätfolgen von Corona. Es braucht endlich einen haltbaren Plan, wie diese PatientInnen die Behandlung bekommen, die sie brauchen statt jener die aktuell möglich ist.

Ihr Franz Bittner