Krisen stellen Menschen vor große Herausforderungen. Und Lösungen sollten durchaus breit diskutiert werden. Umso trauriger macht mich die aktuelle Diskussion über eine mögliche Impfpflicht bei Corona.
Es ist mir wichtig, dabei vorab Folgendes festzuhalten:
- Es gibt noch keinen geprüften und freigegebenen Impfstoff.
- In einer Aussendung vom 20. Mai 2020 spricht sich der Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) gegen eine Impfpflicht in Sachen Coronavirus aus und sagt, dass es keine geben werde. Zitat Bundesminister Anschober: „Meine Erwartung und Hoffnung ist, dass die Krise so manifest da ist, dass das auf freiwilliger Ebene auch erreichbar ist.“ Hier das Zitat zum Nachlesen (Link öffnet in eigenem Fenster) >>
Einige Politiker wollen mediale Aufmerksamkeit erreichen, indem sie in Presseaussendungen und Interviews so tun, als ob eine Impfpflicht bereits beschlossene Sache wäre. Das ist nicht so – jedenfalls bislang nicht.
Was sagen Experten zur Corona-Impfung?
Christiane Druml, Vorsitzende der Bioethikkommission im Bundeskanzleramt, will eine Impfpflicht nicht ausschließen. „Eine Impfpflicht kann immer nur Ultima Ratio sein“, meint Druml im Interview. Zuerst müssen für sie aber alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sein.
Eine Impfpflicht sei für sie allerdings ethisch vertretbar, denn es gehe um die Verhältnismäßigkeit. „Je harmloser der Eingriff für den Einzelnen ist und je gefährlicher die Krankheit für die Gesundheit der Bevölkerung ist und je größer der Nutzen einer Impfpflicht ist, desto eher ist ein Eingriff in die Integrität des Einzelnen gerechtfertigt“, sagt Druml. Darum hatte sie sich im Vorjahr auch für eine Pflichtimpfung bei Masern ausgesprochen. Nachzulesen in diesem Artikel Der Presse (öffnet in eigenem Fenster) >>
Auch Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer (Link öffnet in eigenem Fenster), hat sich für eine Corona-Impfpflicht ausgesprochen. Ihm zufolge würde eine Impfung – sobald sie für den Markt zugelassen ist – die derzeitige Gesundheitskrise lösen. Und weiter: „Aus medizinischer Sicht sind wir für eine Impfpflicht. Im Vorfeld sollte man die Bevölkerung entsprechend aufklären“, sagt Szekeres. Hier der Link zum Artikel mit Szekeres´ Statement (Link öffnet in eigenem Fenster) >>
Impfen schützt und rettet Leben
Impfungen sind wichtig, lebenswichtig! Das muss allen gesagt sein, die immer noch daran zweifeln. Bitte lassen Sie sich impfen. Ich spreche hier nicht nur von der Corona-Impfung. Fangen wir bei jenen Gefahren an, die uns seit vielen Jahren bedrohen: Zeckenbisse mit FSME und „die Grippe“ oder Influenza.
Österreich gehört zu den am stärksten von FSME betroffenen Ländern in Zentraleuropa. Vor Beginn der hohen Durchimpfungsrate traten in Österreich zwischen 300 und 700 Erkrankungsfälle jährlich auf. Die Auswirkungen sind teilweise für einzelne Patienten dramatisch. Die Fallzahlen sind nun bei einer Impfrate von etwa 85 % der Bevölkerung glücklicherweise auf rund 100 Erkrankungen jährlich zurückgegangen. Nun sind die Erkrankungszahlen leider wieder am Steigen, wie dieser Artikel des Bundesministeriums zeigt (Link öffnet in eigenem Fenster) >> .
Von 2019 bis 2020 sind 834 Menschen an Influenza gestorben. Das sind dramatisch hohe Zahlen, aber deutlich weniger, als in den Vorjahren mit 1.373 und 2.851 Todesfällen. Hier ein Link zur AGES mit den zitierten Zahlen (Link öffnet in eigenem Fenster) >>
Der Rückgang ist zu einem großen Teil auf Schutzimpfungen zurückzuführen.
Setzen wir den polemischen Impfdiskussionen ein Ende
Die Diskussionen über Impfungen sollten niemals polemisch geführt werden. Es gibt eine „solide“ Basis, nämlich die Zahlen und Fakten anerkannter Institutionen. Aus diesen geht eines klar hervor: Es ist unbestreitbar, dass Impfungen funktionieren. Vertrauen Sie mir, vertrauen Sie den Medizinern.
Niemals würde ich es mir persönlich und als Ihr Wiener Patientenombudsmann erlauben, Sie leichtfertig einem Risiko auszusetzen.
Mein Wunsch: Wir müssen die Diskussionen über Impfungen wieder versachlichen. Es braucht eine generelle und breite Aufklärungskampagne, warum Impfungen sinnvoll sind. Hysterie und „Fake News“ helfen niemandem und töten im schlimmsten Fall Menschen. Bedenken Sie das bitte.
Ihr Franz Bittner