Der Startschuss für den Ausbau der Kinder-Rehabilitation ist gefallen. Ab Ende des Jahres werden in der Steiermark – und ab Frühjahr 2018 in Salzburg – eigene Reha-Plätze für Kinder und Jugendliche zur Verfügung stehen. Insgesamt sollen österreichweit 343 Plätze geschaffen werden. Warum das zwar ein guter Anfang sei, der Bedarf damit aber bei Weitem noch nicht gedeckt ist, erklärt Patientenombudsmann Franz Bittner.
Für schwer kranke Kinder gab es in Österreich bislang keine speziellen Rehabilitationseinrichtungen. Kinder wurden entweder gemeinsam mit Erwachsenen betreut oder mussten ins Ausland ausweichen – eine enorme Belastung für Patienten und Angehörige. Von welchen Schwierigkeiten berichten Ihnen Betroffene?
Franz Bittner: Eine spezielle Rehabilitation für Kinder gab es in Österreich bis vor Kurzem nicht, da es noch immer keinen Rechtsanspruch auf Rehabilitation gibt. Außerdem gab und gibt es ein finanzielles Kompetenz-Wirrwarr zwischen den Ländern und der Sozialversicherung. Bereits 2010 hat das ÖBIG (Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheit, Anm.) im Rehabilitationsplan 2012 den Bedarf bis 2020 festgelegt. Im Jahr 2016 war es dann endlich so weit, und man einigte sich darauf, dass es in Zukunft 343 Betten für Kinderrehabilitation in Österreich geben soll. Zusätzlich wird es 50 Betten für die Angehörigen jener Kinder geben, die eine onkologische Rehabilitation erhalten.
Für junge Patienten und deren Angehörige ist es daher extrem schwierig, einen geeigneten Platz zu bekommen. Für einen kleinen Teil der Betroffenen konnten Plätze in Deutschland organisiert werden – oft hunderte Kilometer vom Wohnort entfernt.
Die Eltern und ihre Kinder kamen sich oft als Bittsteller vor und verzweifelten am Gesundheitssystem. Wenn sie „Glück“ hatten, wurden die Kinder in vorhandenen Rehabilitationseinrichtungen gemeinsam mit Erwachsenen betreut.
In welchen Bereichen besteht denn besonders hoher Bedarf nach weiteren Plätzen?
Franz Bittner: In der Entwicklungs- und Sozialpädiatrie sowie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Speziell in der Jugendpsychiatrie würden wir meiner Meinung nach mehr stationäre Betten und weitere Rehabilitationseinrichtungen benötigen. Insgesamt sind in diesem Bereich 109 Betten geplant, das wird nicht ausreichen.
Im Vorjahr wurde die Eröffnung neuer Reha-Zentren angekündigt, teilweise ist der Startschuss bereits erfolgt. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung?
Franz Bittner: Es ist ein guter Anfang, man darf sich damit aber nicht zufriedengeben.
Künftig sollen 343 Reha-Plätze speziell für Kinder zur Verfügung stehen. Das ist Ihrer Meinung nach also nur ein Tropfen auf dem heißen Stein?
Franz Bittner: Wenn diese Einrichtungen und die damit verbundenen Betten rasch umgesetzt werden, dann werden wir einige Zeit das Auslangen finden. Aber zu wenig ist das immer noch.
Zu hören ist auch, dass das Vergabeverfahren noch Jahre dauern könnte. Wo hakt es?
Franz Bittner: Das liegt daran, dass die Finanzierung von Kinderrehabilitationen meist einen Streit zwischen den Ländern und der Sozialversicherung hervorruft. Es muss mit jedem Bundesland, in dem eine solche Einrichtung entstehen soll, die Finanzierung verhandelt werden. Solche Verhandlungen können äußerst langwierig und mühsam sein.
Es wäre wichtig und sinnvoll, dass der Gesetzgeber einen Rechtsanspruch auf Rehabilitation und deren Finanzierung in einem Gesetz definiert. Im Bereich „Rehabilitation vor Pension“ wurde das ja auch getan – wenn auch mit dem Hintergedanken, dass dadurch die Statistik der Anträge auf Invaliditäts- und Berufsunfähigkeitspensionen im Sinne des Sozialministeriums geschönt werden konnte.