| Franz Bittner

Impfungen und Irrtümer

Impfen oder nicht? 

Viele Eltern stehen vor dieser Frage, denn der Impfpass des Kindes sieht schon im Säuglingsalter ein ziemlich dichtes Programm vor. Das österreichische Gesundheitsministerium gibt damit eine Empfehlung ab. Die Entscheidung, wann welche Impfung vorgenommen wird, bleibt aber den Eltern überlassen. Denn eine Impfpflicht gibt es in Österreich nicht, auch wenn die Diskussion darüber jüngst intensiv geführt wurde. Der neuerliche Masern-Ausbruch in Deutschland hat gezeigt, dass dieser hochansteckende Virus entgegen aller Bemühungen noch nicht ausgerottet werden konnte. Ein Ziel, das vorrangig durch eine hohe Durchimpfungsrate zu erreichen wäre.

Doch obwohl der Schutz der Kinder vor Erkrankungen durch eine Impfung als Grundrecht von den Vereinten Nationen festgeschrieben wurde, lehnen immer mehr Eltern eine Immunisierung ab, aus Zweifel an der Sicherheit des Impfstoffes oder wegen befürchteter Nebenwirkungen. Denn immer wieder sorgen Meldungen über Impfreaktionen für Verunsicherung. Sorgen sind berechtigt und müssen ernst genommen werden. Wichtig ist aber, in die Tiefe zu gehen und Antworten auf alle Fragen rund um das Thema Impfen beim behandelnden Arzt einzufordern.

Welche Nebenwirkungen sind nach einer Impfung möglich?

Die zugelassenen und empfohlenen Impfungen sind generell gut verträglich. Mögliche und bekannte Nebenwirkungen sind Rötungen um die Einstichstelle, Schwellungen oder schmerzhaftes Empfinden. Weiters kann leichtes Fieber oder Unwohlsein auftreten. Dies gilt aber als Zeichen, dass der Körper im Begriff ist, einen Schutz aufzubauen. 
Schwere Impfreaktionen sind selten – allerdings werden diese in Österreich nicht durchgängig erfasst. Ein Kritikpunkt, auf den Impfgegner immer wieder aufmerksam machen. Die Debatte um das Für und Wider von Impfungen ist nicht neu. Skeptiker bringen dabei unterschiedliche Argumente ins Spiel, etwa dass Impfen Krankheiten verursache, gefährlich und zudem überflüssig sei – oder lediglich dem Profit großer Unternehmen diene.

Die häufigsten Impfmythen im Überblick und was davon zu halten ist:

Mythos 1: 
Impfungen überfordern das Immunsystem. 
Mit dem Moment der Geburt werden Kinder mit einer Vielzahl an Bakterien und Viren konfrontiert. Dagegen stellt die in Impfstoffen enthaltene Menge an Antigenen eine geringe Belastung für das Immunsystem dar. Die verbreitete Meinung ist, dass in diesem Alter das Immunsystem bestmöglich auf die Abwehr möglicher Krankheiten vorbereitet werden kann.

Mythos 2: Es ist sinnlos, gegen Krankheiten zu impfen, die es nicht mehr gibt.
Es ist den Schutzimpfungen zu verdanken, dass einige Krankheiten in Europa als ausgerottet gelten. Würden in Zukunft aber Impfungen, wie etwa gegen Diphtherie, nicht vorgenommen werden, so könnten sich selten gewordene Krankheiten wieder ausbreiten. Die Erreger können durch Urlauber, Reisende oder Migranten aus Regionen eingeschleppt werden, in denen diese Krankheiten noch vorkommen. Dazu zählt beispielsweise auch Tuberkulose.

Mythos 3:
 Es reicht, wenn andere geimpft sind. 
Nicht Geimpfte sind anfällig für eine Infektion und gefährden auch andere. Etwa jene, die aus gesundheitlichen Gründen keine Immunisierung erhalten dürfen. Diese sind von der „Herdenimmunität“ abhängig. Das heißt auch: wenn möglichst viele Menschen geimpft sind, kann sich die Krankheit nicht weiter ausbreiten, und die Gefahr einer Epidemie sinkt.

Mythos 4: Kinderkrankheiten sind ein normaler Prozess und härten ab.
Es ist ein Irrglaube, dass Infektionen das Immunsystem stärken würden. Befürworter dieser Meinung verweisen darauf, dass der Körper bei einer Erkrankung Antikörper bildet und somit wie bei einer Impfung eine Schutzreaktion ausgelöst wird. Das stimmt zwar, doch kann die Erkrankung allerdings auch zu schweren Komplikationen führen, die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen und in schweren Fällen zum Tode führen. 

Mythos 5: Impfungen lösen Allergien aus
Es ist nicht nachgewiesen, dass Impfstoffe Allergien, wie Asthma oder Neurodermitis, hervorrufen.

Mythos 6:
 Impfungen führen zu Autismus
Zahlreiche Studien belegen, dass hier kein Zusammenhang besteht. In den 90er-Jahren sorgte eine Studie für Aufsehen, die Autismus als Folge der Masern-Mumps-Röteln-Impfung ausmachen wollte. Diese Studie entpuppte sich als Fälschung. 

Weitere Informationen zum Österreichischen Impfplan sowie zu Reaktionen und Nebenwirkungen erhalten Sie über das Bundesministerium für Gesundheit.