| Franz Bittner

Immuntherapie: Wer trägt die Kosten?

Eine Immuntherapie ist teuer. In Oberösterreich ist diese Behandlung anders als in anderen Bundesländern für Patienten kostenlos. Wie funktioniert das? Antworten darauf gibt Dr. Matthias Stöger, Leiter der Direktion Soziales und Gesundheit des Landes Oberösterreich.

 

Die Immuntherapie verändert die Krebsbehandlung und verspricht für bestimmte Patientengruppe große Erfolge. Die Therapie ist aber extrem teuer. Mit welchen Kosten müssen Patienten pro Jahr rechnen?

Matthias Stöger: In den oberösterreichischen Fondskrankenanstalten werden Patientinnen und Patienten, die eine Immuntherapie benötigen, so wie alle anderen Patientinnen und Patienten kostenlos behandelt.

 

Wie vielen Patienten kommt diese Therapieform bereits zugute?

Stöger: Jede Patientin und jeder Patient, die/der die Behandlung benötigt, bekommt diese auch. Wir führen diese Leistungen in Oberösterreich ca. 26.000 Mal durch. Die Zahlen sind aber mit Vorsicht zu sehen, da zum Beispiel bei der am häufigsten codierten MEL XA060 die Leistungseinheit zu berücksichtigen ist – in diesem Fall ist bei einer Applikation die Leistungsanzahl drei. Da hier beim oberösterreichischen Gesundheitsfonds nur anonymisierte Daten vorliegen, ist uns zwar die Anzahl der Leistungen bekannt, nicht aber die Anzahl der Patienten, denn ein Patient kann mehrmals diese Leistung bekommen.

 

Was macht diese Therapie so teuer, wie kommen diese Preise eigentlich zustande?

Stöger: Die Preise machen die Pharmafirmen, daher können wir diese Frage nicht beantworten. Wir sind jedoch der Ansicht, dass im Wesentlichen mit den hohen Forschungs- und Entwicklungskosten argumentiert wird. Letztlich werden die Preisforderungen aber von der Pharmawirtschaft kalkuliert.

 

Die hohen Kosten setzen wohl aber auch das Gesundheitssystem unter Druck. Können Sie uns Einblicke in das oberösterreichische Modell geben? Wie gelingt es, eine kostenlose Behandlung und gleichzeitig die Finanzierung zu sichern?

Stöger: Ja, die steigenden Medikamentenkosten sind eine große Herausforderung für die Krankenanstalten. Neben den Möglichkeiten, die wir im Rahmen der Budgets der Krankenanstalten haben, haben wir uns im Rahmen der Zielsteuerung Gesundheit zwischen Ländern, Bund und Sozialversicherungen zum Ziel gesetzt, die Medikamentenversorgung sektorenübergreifende gemeinsam zu optimieren. Dazu wurden auch einige ganz konkrete Maßnahmen vereinbart, die in dieser Zielsteuerungsperiode bearbeitet werden sollen, wie

– eine Sektoren-, Bundesländer- und EU-Mitgliedsstaaten-übergreifende Beschaffung und Bewirtschaftung von Medikamenten

– die Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Indikationsstellungen, Behandlungspfade und Finanzierungsmodelle für definierte hochpreisige und spezialisierte Medikamente

– eine systematische Bewertung des medizinischen (Zusatz-)Nutzens von neuen Medikamenten bzw. bei Indikationsausweitung durch das European Network of Health Technology Assessment (EUnetHTA) unter Berücksichtigung bereits existierender internationaler Vorgaben des EUnetHTA und in Absprache mit internationalen Partnern.

 

Ein Blick in die Zukunft: Welche Rolle wird Ihrer Ansicht nach die Immuntherapie in den nächsten Jahren spielen?

Stöger: Insgesamt werden die monoklonalen Antikörper seit Jahren immer mehr eingesetzt und nicht nur in der Onkologie, sondern auch bei Autoimmunerkrankungen. Dies wird wohl weiter zunehmen.

 

 

Dr. Matthias Stöger ist Leiter der Direktion Soziales und Gesundheit des Landes Oberösterreich.