Wenn es zwickt, kratzt und schmerzt, dann führt der erste Weg zum Hausarzt. Die Praxis ist meist in der Nähe, der Patient ist mit dem Arzt vertraut. Das könnte sich in Zukunft ändern. Schon seit Jahren wird davor gewarnt, dass die medizinische Versorgung im niedergelassenen Bereich nicht mehr gesichert ist. Nicht nur Österreich, auch in der Schweiz und in Deutschland wird dringend nach Strategien gefahndet, den drohenden Mangel an Hausärzten in den Griff zu bekommen. Es braucht neue Rahmenbedingungen, sonst droht – drastisch formuliert – das Problem zu eskalieren. Denn wenn Patienten für jene Anliegen, die bis dato vom Allgemeinmediziner behandelt werden, nicht mehr den Hausarzt, sondern direkt einen Facharzt aufsuchen, dann stellt das eine enorme finanzielle Belastung für das Gesundheitssystem dar, da Fachärzte den Krankenversicherungen doch um einiges teurer kommen.
Fehlende Hausärzte
Die Prognosen für die nächsten Jahre sind alarmierend. Mehr als die Hälfte der Allgemeinmediziner werden in absehbarer Zeit das gesetzliche Pensionsalter erreichen. Wer dann die jeweilige Praxis übernimmt, ist vielfach nicht klar. Schon jetzt bleiben manche Türen verschlossen, weil kein Nachfolger in Sicht ist. Und das, obwohl immer mehr Patienten in die Wartezimmer drängen und der Hausarzt österreichweit nach wie vor als erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen gilt.
Weniger Absolventen
Kritik gibt es auch für die Ausbildung. Die Universitäten, an denen die Allgemeinmedizin nach wie vor um ihren gleichrangigen Stellenwert gegenüber den Fachdisziplinen kämpft, bringen immer weniger Allgemeinmediziner hervor. Darüber hinaus ist für viele Jungärzte ein Kassenvertrag schlichtweg nicht mehr so interessant wie in der Vergangenheit. Attraktiver scheint es, eine Wahlarztpraxis zu eröffnen. Das zeigen auch die Zahlen: Im Jahr 2006 gab es in Österreich 7.017 Wahlärzte, nur eine Dekade später waren es bereits 10.346 und damit um fast 50 Prozent mehr. Für Patienten ist das aber keine Alternative zum Hausarzt, denn viele können und wollen sich die Zuzahlungen für einen Wahlarzt schlichtweg nicht leisten, schlussendlich zahlen sie Krankenversicherungsbeiträge. Auch die Tatsache, dass viele Allgemeinmediziner – die Rede ist von bis zu einem Viertel der Absolventen – nach der Ausbildung ins Ausland abwandern und dort auf bessere Arbeitszeiten und Entlohnung hoffen, befeuert zusätzlich die Misere.
Wohin entwickelt sich also das Hausarzt-Modell? Eine Frage, die noch unbeantwortet ist, aber dringend eine Lösung sucht. Eine Variante, den Hausarzt wieder auf solide Beine zu stellen und die Versorgung der Patienten zu optimieren, ist der Ausbau der Primärversorgung mit PHC-Zentren (Primary Healthcare Center). Wie diese aussehen, was sie bieten und welche pro und kontra Argumente die Entwicklung begleiten, erklären wir in Kürze.