| Franz Bittner

Husten bis die Luft ausgeht

Chronisch kranke Menschen sehen wir oft nur als Betroffen und Leidende. Heute habe ich eine Aktion für sie die zeigt, was Menschen trotz Krankheit zu leisten in der Lage sind.
COPD ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung der Lunge, bei der die Atemwege entzündet und dauerhaft verengt sind. In Österreich leiden Schätzungen zufolge etwa 400.000 Menschen an COPD – europaweit sollen es 44 Millionen sein. Die Dunkelziffer liegt allerdings deutlich höher, da man schätzt, dass nur 20 Prozent der Fälle tatsächlich diagnostiziert wurden. 

Wenn „Bewegung“ als Therapie fast unmöglich wird

Typische COPD-Symptome sind Husten mit Auswurf und Atemnot bzw. Kurzatmigkeit bei Belastung, später auch in Ruhe. Die größte Risikogruppe für COPD-Erkrankungen sind Raucher und Passivraucher. 
Um die Belastung der Erkrankten besser einschätzen zu können, versuchen sie einfach nur eine Minute durch einen Strohhalm ein- und auszuatmen. COPD-Patient müssen damit 24 Stunden am Tag leben. COPD ist leider nicht heilbar. 
Jedoch können therapeutische Maßnahmen – allen voran Bewegung – eine Verschlimmerung aufhalten. 
Regelmäßiges Training – vor allem der Lunge – ist die einfachste und wichtigste Maßnahme, den Auswirkungen der COPD-Erkrankung entgegenzuwirken. Doch gerade das fällt vielen COPD-Betroffenen zunehmend schwer, oft zu schwer. Ein Teufelskreis, da durch die mangelnde Bewegung alles noch schwieriger wird. 

Ein Blog als Hilfestellung für Betroffene 

Auch Eberhard Jordan ist es so gegangen. Er war jahrelang Raucher und als Bildhauer dauerhaft Feinstaub ausgesetzt. Kurz vor seinem 40. Lebensjahr haben seine Beschwerden begonnen, als er zunehmend Schwierigkeiten hatte zu atmen. Leider hat er sich zu lange Zeit darüber keine Gedanken gemacht. Dann landete er vor vier Jahren auf der Intensivstation. 
In der schlimmsten Krankheitsphase betrug das Lungenvolumen von Eberhard Jordan nur noch ein Viertel eines gesunden Menschen. Dann begann er zu trainieren, um die Leistungsfähigkeit seiner Lunge zu verbessern. Wie es ihm dabei ging, teilt er seit Anfang 2017 mit anderen Betroffenen öffentlich auf seinem Blog.
Am Welt-COPD-Tag, dem 21. November zeigte Eberhard Jordan, was ein COPD-Patient zu leisten im Stande ist. Jordan ist die 343 Stufen bis zur Türmerstube im Südturm des Wiener Stephansdoms hinaufgestiegen. Für die meisten COPD-Patienten ist dies eine unüberwindbare Aufgabe. Die kalten Temperaturen an diesem Tag hat es für ihn noch schwieriger gemacht.
Von seinen Erfahrungen hat er auf seinem Blog berichtet. Über einen Zeitraum von drei Monaten hat er drei Mal pro Woche drei Stunden hart trainiert und wurde dabei von einem Reha-Team der Therme Wien Med begleitet.
Seine Leistung, die für die meisten COPD-Patienten (und auch etliche gesunde Menschen) undenkbar scheint, soll vor andere Lungenkranke motivieren, sich zu bewegen und sich vielleicht ähnliche Ziele zu stecken. 
Mit der Besteigung des Stephansdomsturmes hat Eberhard Jordan ein großartiges Zeichen gesetzt, das anderen Betroffenen hoffentlich Mut macht und mehr Bewusstsein für die Krankheit und ihre Folgen schafft. 
Mein Hinweis für sie: Wenn sie anhaltende Symptome wie Husten, Atemnot und Auswurf haben, sollten sie unbedingt einen Lungenfacharzt aufsuchen. Der führt eine sogenannte Lungenfunktionsprüfung durch, die einfach und schmerzlos ist. Solch ein Lungenfunktionstest ist übrigens im Rahmen der jährlichen Gesundenuntersuchung kostenlos möglich. Die Kosten dafür übernehmen die Krankenkassen. 
Wenn sie oder jemand, den sie kennen diese Symptome hat, gehen Sie zum Arzt und lassen sie sich testen.  
Ihr Franz Bittner