Wir haben bereits darüber berichtet, dass viele Eltern von kranken Kindern keine Medikamente bekommen konnten. 2 Monate später ist eine Lösung immer noch in weiter Ferne. Antibiotika werden z.B. bei Lungenentzündung, Harnwegsinfektionen und Scharlach verschrieben. Steht das passende Präparat nicht zur Verfügung, muss auf Antibiotika der zweiten und dritten Wahl zurückgegriffen werden, die schlechter wirken und das Risiko erhöhen, dass sich Antibiotikaresistenzen bilden.
Mediziner*innen warnen: „Die Engpässe der letzten Monate führen dazu, dass weder kindgerechte noch an Therapierichtlinien ausgerichtete Behandlungen möglich sind“. Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sei dadurch nachhaltig gefährdet.
Europaweite Lösung notwendig
Nach einem offenen Brief von Kinder- und Jugendärzt*innen aus mehreren europäischen Ländern wegen der Knappheit bei Kinderarzneimitteln, darunter auch Österreich, hat das österreichische Gesundheitsministerium endlich reagiert. „Die aktuelle Arzneimittelknappheit, die zahlreiche europäische Länder betrifft, kann nur auf EU-Ebene nachhaltig gelöst werden“, so das Ministerium und verweist auf die geplante Aktualisierung des EU-Arzneimittelrechts.
Die EU-Kommission hat nun, die lange erwarteten Pläne, zur Reform des Arzneimittelrechts vorgelegt. Die Reform soll unter anderem helfen, Lieferengpässe bei Arzneimitteln zu verhindern. Die Unternehmen sollen verpflichtet werden, die EU früher über mögliche Lieferengpässe zu informieren. Außerdem soll die EU-Zulassungsbehörde für Arzneimittel gestrafft werden, um die Zulassungszeiten für neue Medikamente zu verkürzen.
Ziel muss es sein, die Arzneimittelproduktion wieder nach Europa zurückzuholen und Medikamente uneingeschränkt verfügbar, für alle zugänglich und bezahlbar zu machen. Nur so kann die Arzneimittelversorgung in Österreich langfristig gesichert werden.
Mein Appell: Schlimm genug, dass es überhaupt so weit gekommen ist, dass wir nicht genügend Kindermedikamente verfügbar haben. Bis die EU eine europaweite Regelung einführt, müssen alle Beteiligten, Politik, Ärzt*innen, Apotheker*innen und Pharmaunternehmen an einem Strang ziehen, um die Krise so gut als möglich zu entschärfen. Meinungsverschiedenheiten dürfen nicht auf dem Rücken bzw. der Gesundheit unserer Kinder und Enkelkinder ausgetragen werden.