4,1 Stunden durchschnittlich pro Tag verbringen Kinder und Jugendliche vor Handys und anderen Bildschirmmedien. Laut einer neuen Studie ist die Bildschirmzeit um durchschnittlich 52 Prozent oder 84 Minuten pro Tag gestiegen – zusätzlich zu dem vor-pandemischen Mittelwert von 2,7 Stunden pro Tag.
Kinder und Jugendliche haben also während der Coronavirus-Pandemie deutlich mehr Zeit mit Handys und anderen Bildschirmmedien verbracht. Das zeigt eine neue Überblicksarbeit mit Daten von rund 29.000 << öffnet in einem eigenen Fensterunter 19-Jährigen weltweit.
Smartphone als Mittel zur Beruhigung?
Wenn Kleinkinder trotzig oder nervig sind, wird ihnen schnell mal ein Smartphone oder Tablet zur Beruhigung in die Hand gedrückt. Das kann in Stresssituationen für überforderte Eltern eine schnelle Lösung sein, die aber laut neuesten Studien nach hinten losgeht. Denn Kinder, die häufig auf diese Weise beruhigt werden, versäumen es, eigene Fähigkeiten zur Steuerung ihrer Gefühle zu entwickeln. Und auch die Eltern geraten in einen Teufelskreis.
Die Ergebnisse der Studie zeigten einen Zusammenhang zwischen der häufigen Verwendung von digitalen Medien zur Beruhigung und vermehrten Schwierigkeiten der Kinder, die eigenen emotionalen Reaktionen zu kontrollieren. Weitere Anzeichen können plötzliche Stimmungswechsel und erhöhte Impulsivität sein.
Besonders ausgeprägt war der Zusammenhang zwischen Mediennutzung zur Beruhigung und dem Problem emotionale Reaktionen zu kontrollieren bei jenen Kindern, die ohnehin eher impulsiv und besonders aktiv waren. Ebenso zeigte sich, dass der Zusammenhang bei Buben stärker ausgeprägt war als bei Mädchen.
Warum Kinder Smartphones nur wenig verwenden sollten
Die Nutzung von Smartphones – insbesondere mehrere Stunden am Tag – kann für Kinder aus einer Reihe von Gründen nachteilig sein.
Erstens können Smartphones von wichtigen entwicklungsfördernden Aktivitäten ablenken. Kinder in diesem Alter sollten sich mit Aktivitäten beschäftigen, die die körperliche, soziale, emotionale und kognitive Entwicklung fördern. Zu diesen Aktivitäten gehören das Spielen mit Spielzeug, die Interaktion mit Gleichaltrigen und Betreuungspersonen, fantasievolles Spielen und das Erkunden der Umgebung.
Wenn ein Kind jedoch ständig sein Smartphone benutzt, verpasst es möglicherweise diese wichtigen Erfahrungen. Die Forschung hat gezeigt, dass übermäßige Bildschirmzeit zu Verzögerungen in der Sprachentwicklung, Aufmerksamkeitsproblemen und sozial-emotionalen Schwierigkeiten führen kann. Außerdem können Smartphones süchtig machen, vor allem bei kleinen Kindern, die noch keine Fähigkeiten zur Selbstregulierung entwickeln.
Auch können Kinder durch Smartphones ungeeigneten Inhalten ausgesetzt werden. Es gibt zwar Kindersicherungen und andere Maßnahmen, die den Zugang von Kindern zu ungeeigneten Inhalten einschränken können, aber es ist dennoch möglich, dass Kinder auf ungeeignetes oder störendes Material stoßen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Smartphones zwar ein nützliches Kommunikations- und Unterhaltungsinstrument sein können, dass Eltern und Betreuer jedoch die Risiken und Einschränkungen für Kinder unter 6 Jahren sorgfältig abwägen sollten. Es wird daher eindringlich empfohlen, dass Kinder in dieser Altersgruppe nur begrenzten Zugang zu Smartphones und anderen Bildschirmen haben und dass sie bei der Nutzung genau beaufsichtigt werden.
Mein Aufruf: Einem Kind im Jahr 2023 jegliche Handynutzung zu verbieten ist grundsätzlich falsch. Wir leben nun mal in einer digitalen Welt, in der das Handy zum Alltag gehört und uns viele Dinge erst ermöglicht. Die Handynutzung sinnvoll einzusetzen und seinem Kind zu lernen, ist wichtig und notwendig. Eltern tragen allerdings die Verantwortung dafür, wie früh ein Kind damit beginnt und in welcher Art und Weise es das Handy nutzen darf. Der richtige und sinnvolle Umgang mit dem Handy muss von Kindern genauso gelernt werden wie das Radfahren.
Ihr Franz Bittner