| Franz Bittner

Die letzte Warnung

Manche agieren nach 1,5 Jahren Corona immer noch nach dem Prinzip Hoffnung. „Das Schlimmste haben wir hinter uns, jetzt wird es besser, …“. Ich würde mich darüber freuen, wenn es so wäre.

Umso lauter ist der Warnschuss an die Politik durch den Corona Cluster im Ibiza Untersuchungsausschuss << öffnet in einem eigenen Fenster. Schlimm genug, dass unsere gewählten Volksvertreter so fahrlässig in Zeiten der Pandemie agieren, da macht es keinen Unterschied wer es letztlich war. Wenn, zurecht, von der Politik Disziplin und Durchhaltevermögen eingefordert wird, dann müssen die Politiker mit gutem Beispiel vorangehen, egal ob in der Regierung oder Opposition. Hier geht es schließlich um Menschenleben.

 

Warum die vierte Welle tatsächlich kommen kann

Sehen wir uns abseits der Emotionen die Fakten an: Die Delta-Variante ist viel ansteckender als die bisherigen Varianten. In Österreich macht diese Variante bereits über 50 Prozent der Fälle aus! Sie verbreitet sich also rasend schnell. Daher ist es so wichtig, sich impfen zu lassen, wie ich hier schon mehrfach festgehalten habe.

Wichtig zu verstehen ist dabei folgendes: Auch Geimpfte können sich infizieren und sind auch ansteckend. Aber von den infizierten Politikern und Mitarbeitern sind – bis auf den FPÖ-Mandatar Hafenecker – alle geimpft und haben derzeit keine Symptome. Das bedeutet, die Impfungen schützen (meist) vor Erkrankung, jedenfalls aber vor schweren Krankheitsverläufen. Darum ist Impfen so wichtig, damit sie vor einer schweren Erkrankung geschützt sind und die Spitäler, insbesondere die Intensivstationen, nicht wieder vor der Überfüllung stehen. Aus diesem Grund, dem Schutz der Patienten und der Verhinderung schwerer Fälle, unterstütze ich auch die Impfpflicht im Gesundheitsbereich.

 

Dieses Mal müssen wir vorbereitet sein

Letzten Sommer dachten wir schon einmal alles hinter uns zu haben. Das hat sich im Herbst und vor allem im Winter gerächt und es gab wieder Lockdowns. Dieses Mal müssen wir deutlich besser vorbereitet sein, gerade weil wir auch mehr über das Coronavirus wissen. Das fordert auch Gerald Gingold, Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien. Er warnt eindringlich davor die Situation so wie letztes Jahr zu unterschätzen. Daher müssen sich unsere Spitäler schon jetzt auf jedes Krisenszenario vorbereiten.“

„Spätestens jetzt sollten unsere politisch Verantwortlichen den Ernst der Lage erkannt haben und die ‚Delta‘-Variante nicht unterschätzen“, erklärt Gingold. „Auch im vergangenen Jahr habe sich die Politik in Bund und Ländern über den Sommer „zu sicher“ gefühlt, man müsse daher „unbedingt dieselben Fehler vermeiden“. Jedenfalls sollten die Spitäler für eine mögliche große vierte Pandemiewelle gerüstet sein, „das beinhaltet natürlich auch ausreichend Personal- und Infrastrukturressourcen“.

 

Jetzt gilt es die Jungen zu schützen

Was wir aus den jüngsten Zahlen zu Erkrankungen mit Corona sehen ist, dass die PatientenInnen immer jünger werden und deren Krankheitsverläufe aber schwerer. Viele jüngere MitbürgerInnen haben das leider noch nicht kapiert oder wollen das nicht wahrhaben. Die Delta Variante hat hier einiges verändert und das müssen wir berücksichtigen. Daher ist die Impfoffensive besonders für die junge Bevölkerung so wichtig. Dazu gehören auch mobile Impfteams, die dort wo die Jugendlichen sind, Impfmöglichkeiten ohne Voranmeldung anbieten. Besser ein wenig mehr Aufwand für die Impfteams als ein paar Erkrankte mehr.

 

Mein Appell an die Politik: Kein zweites Corona-Weihnachten. Wir müssen jetzt handeln und Maßnahmen setzen. Testen, mobiles Impfen und mehr Disziplin. Alles noch besser als ein weiteres Weihnachten im kleinsten Kreis. Das will keiner. Also liebe Politik, mit gutem Beispiel vorangehen und gemeinsam gegen Corona, nicht gegeneinander.