| Franz Bittner

Diagnose Fibromyalgie: Schmerzen im ganzen Körper

Schmerzen im Kopf, im Rücken und in fast jeder Körperregion. Dazu das Gefühl ständiger Müdigkeit und totaler Erschöpfung sowie Konzentrations- und Schlafstörungen oder Verdauungsprobleme. Karin Gussmack (53) berichtet, wie die Beschwerden jahrzehntelang den Alltag bestimmten und wie die Suche nach einer Diagnose einer wahren Odyssee gleich. Es dauerte lange, brauchte viele Arztbesuche und auch Hartnäckigkeit, bis sie endlich wusste, dass die Schmerzen einen Namen hatten: Fibromyalgie (Faser-Muskel-Schmerz). Die Erkrankung bleibt aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Symptome oft lange unerkannt und wird auch als unsichtbare Krankheit bezeichnet, da Laborbefunde oder Blutbild vielfach unauffällig sind. Dazu kommt, dass Beschwerden in manchen Fällen als psychische Erkrankung und Betroffene als Hypochonder abgetan werden. Was das bedeutet, welche Belastungen daraus entstehen und wie eine Betroffene mit Fibromyalgie lebt, ist hier nachzulesen:

Nach einer langen Nacht kann ich nicht erholt aus dem Bett steigen, es fühlt sich an, als hätte mich ein Lastauto überrollt. Schmerzen vom Kopf bis zu den Zehen – Gliederschmerzen, Rückenschmerzen, Muskelschmerzen. Ich bin ich schon wieder müde und erschöpft. Täglich wiederholt sich dasselbe Bild.

 

Hinter mir liegt ein wahrer Ärztemarathon. Viele Medikamente wurden mir im Laufe meines Lebens schon verschrieben, doch nichts brachte die Schmerzen zum Stillstand. Mein Blutbild ist schön, es gibt keine Auffälligkeiten. Auch bildgebende Untersuchungen zeigen nur dem Alter entsprechende kleine Abnützungen und sind sehr schön und unauffällig. Und doch fühle ich mich seit Jahren, als hätte ich die letzte Grippe nicht gut überstanden. Müde, ausgelaugt, erschöpft und immer Schmerzen in allen Muskeln und Gelenken. Auch im Bauch spielen die Organe verrückt. Die Unverträglichkeit vieler Lebensmittel und Darmbeschwerden begleiten mich seit meiner Jugend.

 

Nach 30 Jahren Herumirren und auf der ewigen Suche nach Antworten bekam ich die Diagnose Fibromyalgie. Natürlich habe ich mich auf die Suche nach Hilfe gemacht. Ich informierte mich über meine Krankheit und fand mich in allen Symptomen, die die Krankheit beschrieben, wieder. Leider musste ich auch bald feststellen, dass es dazu zwar viele wissenschaftliche Studien gibt, aber keine, die zu 100 Prozent eine Antwort für mich hatte. Leider weiß die Wissenschaft noch immer nicht genau, warum diese Krankheit auftritt.

 

Im Laufe der Zeit traf ich immer wieder auf Gleichgesinnte. Unsere Gruppe von Fibromyalgie-Betroffenen wuchs in den letzten Jahren auf über 600 Mitglieder. Spannend ist auch, dass wir überwiegend Frauen sind. Der Männeranteil ist klein, aber doch vorhanden.

 

Austausch und tägliche Unterhaltung gibt es seit über zwei Jahren in einer geschlossenen Facebook-Gruppe. Immer mehr Betroffene suchen bei uns Hilfe und Rat. Leider gibt es nur sehr wenige Ärzte, die sich mit unserer Krankheit auskennen und die unser Krankheitsbild auch erkennen. Ob mit Diagnose oder ohne Diagnose stoßen sehr viele von uns auf taube Ohren bei vielen Ärzten. Von einer psychischen Erkrankung bis zu „Ah, Sie haben auch diese neue Modekrankheit …“, müssen wir uns viel anhören. Die Krankheit Fibromyalgie ist in der Weltgesundheitsorganisation WHO eine eigenständige Krankheit mit einer eingetragenen Nummer. Und doch werden so viele Patienten mit den Worten "Sie bilden sich das nur ein, man sieht ja nichts“ aus Ordinationen wieder weggeschickt.

 

Daher mein Anliegen an Ärzte, die sich mit unsichtbaren Schmerzen nicht auskennen, weil es nicht ihr Fachgebiet ist: Ärzte sollten Betroffene, die tägliche Schmerzen an allen möglichen Körperstellen haben, zu einem Spezialisten überweisen. Das Nichtanerkennen der Krankheit Fibromyalgie treibt die Patienten in eine schwere psychische Erkrankung.

 

Links:

 

Karin Gussmack hat zwei Bücher zum Thema Fibromyalgie verfasst. Zudem bietet Sie auf ihrer Webseite Betroffenen und Angehörigen Rat und Hilfe. Weitere Informationen gibt es hier.