Der Mutter-Kind-Pass ist ein Erfolgsmodell der Gesundheitspolitik in Österreich, das ohne Grund gefährdet wird. Seit der Einführung im Jahre 1974 war das Mutter-Kind-Pass Programm ein Erfolg und wurde kontinuierlich weiterentwickelt. Der Mutter-Kind-Pass dient der gesundheitlichen Vorsorge für Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder bis zum fünften Lebensjahr. Vorgesehenen Untersuchungen sind eine Gelegenheit zur Früherkennung und rechtzeitigen Behandlung von Krankheiten sowie zur Kontrolle des Entwicklungsstandes des Kindes. Mehr zu dem Programm und den darin enthaltenen Untersuchungen finden Sie hier.
Von der Reform ins Aus?
Jahrelang wurde die Reform des Mutter-Kind-Passes in einem aufwendigen Beratungsprozess vorbereitet. Seit 2018 liegen die Empfehlungen auf dem Tisch. Genau jetzt, wo es endlich in die Umsetzung gehen sollte, droht das Aus. Denn mangels Finanzierung ist das bewährte Programm des Mutter-Kind-Passes in der Steiermark, Oberösterreich, Wien und Niederösterreich gefährdet.
Denn seit 28 Jahren wurden die Vergütungen in angepasst. Noch heute bekommen Ärzt*innen das Honorar aus dem Jahr 1994 von rund zwölf bis 18 Euro. Man sei allerdings bereit, so die ÄK für Wien, die Erfolgsgeschichte des Mutter-Kind-Pass über den 31. März 2023 hinaus fortzuführen, wenn die Regierung mit „substantiellen Änderungen“ entgegenkommt. Doch die Verhandlungen sind seit Jahren erfolglos.
Gerade jetzt muss Gesundheit leistbar bleiben. Für alle!
Die Familien in Österreich stehen vor einer beispiellosen Teuerungswelle. Es kann nicht sein, dass für tausende Familien die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen nicht mehr leistbar sind. Aber genau das wird passieren, denn diese wichtigen Untersuchungen könnten bis zu. 100,- Euro pro Termin kosten. Die Konsequenz wäre, dass Familien mit geringem Einkommen die Untersuchungen dann gar nicht mehr machen und es eine Zwei-Klassen-Medizin bereits vor der Geburt gibt.
Verschärft wird die Situation für die Familien, dass Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen in Österreich Voraussetzung für den Bezug des Kinderbetreuungsgeldes sind. Es braucht daher rasch eine Lösung.
Denn jede Investition in die gesundheitliche Vorsorge zahlt sich aus. So können Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Die Politik muss jetzt(!) handeln.
Gesundheitsminister Rauch (GRÜNE) kündigt an, „Den Mutter-Kind-Pass wird es auch in Zukunft geben“ und Leistungen sollen laut Regierung kostenfrei bleiben. Auch Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) versprach, dass die Leistungen kostenfrei bleiben sollen. Die Verhandlungen würden sich in der finalen Phase befinden.
Ich freue mich das zu lesen bleibe aber skeptisch, denn den Worten müssen auch Taten folgen. Es braucht nun Entscheidungen und diese unhaltbare Situation muss nachhaltig gelöst werden.
Denn die Reform des Mutter-Kind-Passes hat sich die Koalition bereits in ihrem Regierungsprogramm vorgenommen. Dort wird eine Weiterentwicklung zum „Eltern-Kind-Pass bis zum 18. Lebensjahr“ angekündigt. Zusätzlich ist eine Aufnahme von standardisierten und qualitätsgesicherten Screenings zur psychischen Gesundheit, zu Ernährung und sozialer Kompetenz vorgesehen, ebenso bessere Informationen und Beratungen über Impfungen.
Mein Appell: Unser Gesundheitssystem wie auch der Mutter-Kind-Pass sind grundsätzlich weltweit führende Modelle. Diese Erfolgsgeschichten durch fehlende Anpassungen der Finanzierungen zu gefährden, ist gelinde gesagt fahrlässig. Es ist völlig unverständlich, warum sinnloserweise die Gesundheit unserer Kinder gefährdet wird. Alle wissen, was zu tun ist, insbesondere die Politik. Sie muss jetzt endlich entscheiden.