Als Patientenombudsmann bin ich zunächst für Ihre Anliegen da, wenn sie sich nicht richtig betreut oder behandelt fühlen. Am liebsten wäre es mir allerdings, wenn sie erst gar nicht erkranken und eine Behandlung benötigen.
Darum informiere ich sie diesmal über das Impfen, was der elektronische Impfpass ist, welche Informationen dort gespeichert werden und wozu er dienen soll.
Vorweg stellt sich gleich eine wesentliche Frage: Machen Impfungen Sinn?
Schauen wir uns das einmal anhand von zwei Erkrankungen an: Masern und Grippe.
Viele von uns glauben, dass die Masern bereits „ausgerottet“ sind und man daher nicht mehr Impfen gehen muss. Leider ist das ein Irrtum.
Die Zahl der Masern-Erkrankungen ist in der Europäischen Union immens gestiegen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO), haben sich im ersten Halbjahr 2018 mehr als 41.000 Kinder und Erwachsene mit Masern infiziert. Mindestens 37 Todesfälle wurden dabei erfasst. In Österreich wurden in den ersten 6 Monaten 2018 leider bereits 62 Masern-Fälle gemeldet, 2017 waren es insgesamt 95 Masern-Erkrankungen –> Quelle
Bei Grippe sind die Schätzungen des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass in Europa jedes Jahr mehr als 44.000 Menschen in Verbindung mit Grippeerkrankungen sterben –> Quelle. In Österreich sind es geschätzt 1.000 Menschen, die in Folge der Grippe sterben – besonders betroffen sind dabei ältere Mitbürger.
Das Gemeinwohl im Blick
Impfen schützt übrigens nicht nur sie, sondern auch andere – in der Fachsprache nennt man das „Herdenimmunität“. Manche Personen können aufgrund ihres Alters oder ihrer Vorerkrankungen gegen bestimmte Infektionen nicht geimpft werden, zum Beispiel Kinder unter einem Jahr. Eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen ist daher eine konsequente Immunisierung des Umfeldes.
„Herdenimmunität“ bedeutet, dass so viele Menschen gegen einen Krankheitserreger geimpft sind, dass auch nicht-immune Menschen geschützt sind. Der Erreger findet nicht genug ungeschützte Opfer und kann sich daher nicht ausbreiten. Somit erklärt sich recht einfach, warum Impfen aus einer gesamtgesellschaftlichen Sicht Sinn macht!
Der elektronische Impfpass
In Wien wird der elektronische Impfpass ab 2020 eingeführt, begonnen wird mit Impfungen an Kindern, die elektronisch dokumentiert werden. Beim elektronischen Impfpass werden die Daten über Impfungen in ein Computer-Programm eingetragen. Nur Ärzte können dort Einblick nehmen und erfahren, ob jemand schon geimpft wurde.
Mit dem e-Impfpass ist eine lückenlose Dokumentation sichergestellt.
Das Gute daran: Es gibt erstmals eine einheitliche Erfassung aller durchgeführten Impfungen. Patienten und Ärzte haben auf einen Blick eine Übersicht über den aktuellen Status der Impfungen. Damit wissen wir dann, ob und wie viele Personen gegen eine bestimmte Krankheit überhaupt geschützt sind und mit welchen Impfstoffen sie geimpft wurden.
Tatsächlich wird es aber auch mehr Service für sie als Patienten geben. Ein individueller Erinnerungsservice hilft vergessene Impfungen oder unnötige Mehrfachimpfungen zu verhindern. All das muss selbstverständlich unter Einhaltung der geltenden Datenschutzrichtlinien erfolgen.
Meine Bitte an Sie:
Impfungen sind eine unverzichtbare primärpräventive Maßnahme. Sie schützen damit nicht nur sich selbst, sondern auch unsere Kleinsten und die Schwächeren, indem sie sich impfen lassen. Die aktuell geltenden Impf-Empfehlungen finden sie im Österreichischen Impfplan. Ihr wichtigster Ansprechpartner für etwaige Fragen zum Thema Impfen ist ihre Ärztin/ ihr Arzt.
Ihr Franz Bittner
29.11.2018 | Franz Bittner