| Franz Bittner

Das 750 Millionen Euro Spitalspaket – nur ein Pflaster?

Mehr Geld für die Spitäler und damit die PatientInnen sollte eine gute Nachricht sein. Ist sie auch und gleichzeitig doch nicht.

Denn das Coronavirus hat unser Gesundheitswesen in den letzten beiden Jahren enorm gefordert. Neben den Belastungen für das Personal in den Spitälern sind auch große finanzielle Mehraufwände für die TrägerInnen und damit die Länder entstanden, man denke nur an Masken, Schutzanzüge u.v.m.

Daher wird der Bund für entgangene Einnahmen der Krankenanstalten und höhere Ausgaben der Länder in den Jahren 2020 und 2021 einen Pauschalbetrag von insgesamt 750 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Der Gesetzesentwurf soll noch heuer im Ministerrat beschlossen und im Parlament zugestimmt werden. Die Auszahlung der 750 Mio. Euro an die Länder soll dann bis 31. März des Jahres 2022 erfolgen.

Wer übrigens wissen will, was Wiens PatientInnen nervt und was sie gut finden, der findet diese Informationen im Gesundheitsinfrastrukturreport.

Warum sogar 750 Millionen Euro zu wenig für unsere Spitäler sind

Ja, 750 Millionen Euro sind sehr viel Geld. Aber diese Finanzspritze deckt nur Mehraufwendungen und entgangene Einnahmen durch Corona der vergangenen Jahre ab.  Verbessern kann man also gar nichts. Die Notwendigkeit, massiv und rasch in den Ausbau des Systems zu investieren, wird leider – wieder einmal – ignoriert. Es braucht endlich die längst überfälligen Investitionen für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Entwicklung des Gesundheits- und Pflegesystems. Das ist gerade jetzt so wichtig, damit der Beruf für Beschäftigte attraktiv bleibt, sonst drohen massive Kündigungen. Beifall klatschen ist eine nette Geste, aber viel zu wenig als echte Anerkennung. Es braucht eine gezielte Entlastung für die mehr als 400.000 Beschäftigte des Gesundheits- und Pflegewesens.

Wo muss jetzt zusätzlich im Gesundheitssystem investiert werden?

Diese Finanzspritze für die Spitäler ist gerade Mal ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wien allein braucht eine Milliarde Euro für die Infrastruktur, damit die Spitäler modernisiert und auf den aktuellen Stand der medizinischen Technik gebracht werden können. Und es braucht endlich mehr Geld für das Personal. Woher soll denn das dringend benötigte zusätzliche Personal kommen, sowie dessen Aus- und Fortbildung finanziert werden? Alle diese Fragen bleiben leider unbeantwortet. Schon 2020 habe ich auf die Notwendigkeit von mehr ÄrztInnen vor allem zusätzliche Ärztinnen und Ärzte mit Kassenvertrag hingewiesen.

Die Coronapandemie hat uns bewiesen, wie schnell die Spitals- und Pflegekapazitäten in Österreich an die Grenze kommen können. Österreichs Bevölkerung wird in den kommenden Jahrzehnten massiv älter und wir müssen jetzt endlich darauf reagieren und unser Gesundheitssystem erneuern und auf diese Herausforderungen anpassen.

Mein Appell: Bei einer großen Verletzung helfen nicht bloß ein Pflaster und gutes Zureden. Da braucht es die richtige Behandlung. Und das sind Investitionen in Pflege und Gesundheit, eine deutliche Attraktivierung der Arbeitsbedingungen, inklusive mehr Gehalt und mehr Freizeit. Wenn das Personal davonläuft, wird uns die Coronapandemie wie eine Übung vorkommen. Es braucht zusätzliches Geld, um zu verhindern, dass unser Gesundheitssystem an die Wand gefahren wird.

Ihr Franz Bittner