| Franz Bittner

Bessere Betreuung chronisch Kranker

Als Patientenombudsmann habe ich ein offenes Ohr für die Nöte aller Patienten. Besonders am Herzen liegen mir die chronisch Kranken, denn ihr Leiden begleitet sie ein Leben lang. Und auch hier ist es notwendig, neben der grundsätzlichen medizinischen Betreuung auch das Gesundheitssystem weiterzuentwickeln.

Viel wurde in den vergangenen Wochen und Monaten über den Mangel von praktischen Ärzten und überfüllte Spitalsambulanzen diskutiert. Und erfreulicherweise wird von der Stadt Wien, der WGKK und der Ärztekammer vieles zur Verbesserung unternommen.
Zu den Primärversorgungszentren und Erstversorgungsambulanzen habe ich mich schon geäußert.

Was ist eine chronische Wunde

Heute will ich die Aufmerksamkeit auf das Schicksal von 250.000 Österreichern richten, die an chronischen Wunden leiden. Man bezeichnet eine Wunde als chronisch, wenn diese trotz sachgemäßer und lokaler Behandlung innerhalb von drei Monaten keine Tendenz zur Heilung zeigt, bzw. nach zwölf Monaten nicht spontan abgeheilt ist. Ursache für chronische Wunden ist keine Schädigung von außen, sondern eine Durchblutungsstörung des Gewebes, bedingt durch eine Mangelversorgung der Haut, bzw. tiefer gelegener Strukturen. Diese kann unter anderem durch langes Liegen, Diabetes oder Durchblutungsstörungen hervorgerufen werden.

Mehrmals die Woche müssen Verbände gewechselt werden, was ein extrem schmerzvoller und unangenehmer Vorgang für die Patienten ist. Nach Angaben des Wundreports 2015 empfinden zwei Drittel der Wundpatienten Schmerz und 69 Prozent nehmen einen unangenehmen Geruch an der Wunde wahr. Eine extreme Beeinträchtigung der Lebensqualität. Viele Betroffene klagen auch darüber, dass sie sich nicht genügend auskennen, bzw. zu wenig informiert fühlen, ähnlich geht es auch den Angehörigen.

Und das Problem chronischer Wunden wird in den kommenden Jahren nur noch größer, denn durch die Überalterung der Bevölkerung wird die Zahl der Patienten weiter ansteigen.

Im Gesundheitssystem gibt es bereits Chirurgische Ambulanzen mit Wundmanagement. Allerdings haben wir hier dieselben Herausforderungen wie bei anderen Erkrankungen – überfüllte Ambulanzen, zu kurze Öffnungszeiten und überforderte Ärzte.

Nach der Einführung der Primärversorgezentren sollten wir daher einen Schritt weitergehen. Und für chronisch kranke Patienten sogenannte Sekundärversorgezentren in Facharztordinationen einrichten. Nur dadurch kann eine Entlastung der Spitäler und Ambulanzen von Patienten mit chronischen Wundheilungsstörungen erreicht werden. Wichtig ist dabei dir Gewährleistung eines kontinuierlichen zeitlichen und personellen Betreuungsstandards und eine Reduktion der Kosten für Medikamente und Heilbehelfe.

Ein Beispiel 

Ein Beispiel ist das Gesundheitszentrum von Dr. Adalbert Strasser. Er will mit 1. Juli 2019 eine Vertragsgruppenpraxis mit drei Fachärzten für Chirurgie umsetzen, die ausschließlich die Behandlung von Wundpatientinnen und Wundpatienten mit chronischen Wunden/Gewebedefekten übernimmt. Eine kontinuierliche Patientenbetreuung soll durch Öffnungszeiten von mindestens 40 Stunden, sowie Journaldienst an gesetzlichen Feiertagen erreicht werden.

Mein Wunsch für alle Betroffenen: Die Betreuung durch niedergelassene Ärzte – praktische und Fachärzte – ist ein wesentliches Element für eine gute und langfristig finanzierbare medizinische Grundversorgung aller Wiener. Speziell Patienten mit chronischen Erkrankungen müssen hier berücksichtigt werden, damit sie eine Behandlung bekommen, die ihre Lebensqualität wieder verbessert.
Ihr Franz Bittner