Eigentlich kaum zu glauben, aber bis heute durften Ärzte keine anderen Ärzte bei sich in der Praxis als Dienstnehmer beschäftigen. Jeder Arzt musste selbst einen Kassenvertrag aushandeln, wenn es genügend Planstellen gab. Da in der heutigen Zeit Ärztinnen und Ärzte kein Problem mit einer Anstellung haben, fixe Anstellungen wollen und oft mit anderen Kollegen zusammenarbeiten möchten, hat nun der Gesetzgeber diesen sinnvollen Wünschen Rechnung getragen.
Dank einer Einigung zwischen der österreichischen Ärztekammer und dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist diese Form der Zusammenarbeit nun ab Oktober 2019 endlich möglich.
Profitieren werden sowohl die Patienten als auch die Ärzte von dieser Lösung. Denn die Möglichkeit, zusätzliche Ärzte in der Ordination anzustellen, ist seit langem der Wunsch vieler junger Mediziner. Denn dadurch gibt es bessere Möglichkeiten der Weiterbildung, aber auch mehr Flexibilität im Ordinationsbetrieb. Die Patienten werden vor allem durch längere Öffnungszeiten und mehr Service von der Lösung profitieren.
So sieht die neue Lösung aus.
Sowohl Fachärzte als auch Allgemeinmediziner können innerhalb ihres ärztlichen Faches einen Kollegen einstellen, dasselbe gilt in Gruppenpraxen und in sogenannten Primärversorgungseinheiten. Die Bewilligung erfolgt im Rahmen des bestehenden Kassenpraxis-Plans des jeweiligen Bundeslandes und kann unbefristet oder befristet sein. Die Abrechnung der Leistungen erfolgt im Rahmen des Vertrages des Kassenarztes, der einen Kollegen anstellt.
Der Einstieg in die Tätigkeit als Kassenarzt soll damit deutlich erleichtert werden. Manche Ärzte hatten vor einer selbstständigen Tätigkeit etwas Angst und können mit dieser Lösung „sanfter“ starten. Auch für Ärzte, die keinen Vollzeit-Job haben wollen, bietet die Anstellung in einer Arztpraxis eine sinnvolle Variante. Damit wird das Jobsharing-Modell für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte erleichtert und ist so ein wichtiger Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
470 Ausbildungsplätze für Jungmediziner beziehungsweise Turnusärzte in der Ausbildung zum Allgemeinmediziner gibt es aktuell österreichweit. Dazu sind 28 Primärversorgungseinheiten aktiv oder im Aufbau, und bis 2021 sollen es schon 75 solcher Einheiten sein.
Meine Meinung: Endlich kommt Bewegung in das System und es werden Entscheidungen getroffen, die längst notwendig waren. Je zufriedener Ärzte ihren Beruf ausüben und eine Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf besteht, umso besser wird auch die medizinische Versorgung in Österreich sein. Zufriedene Ärzte haben zufriedene Patienten.
Ihr Franz Bittner