Bei unserer Gesundheit ist es wie bei unseren Autos. Wenn man sie regelmäßig pflegt, das Service durchführt und darauf aufpasst, funktionieren sie lange und problemlos. Dazu gibt es die Vorsorgeuntersuchung, die allen Personen ab dem 18. Lebensjahr mit Wohnsitz in Österreich einmal pro Jahr ein umfangreiches Untersuchungsprogramm bietet. Wenn sich dabei Hinweise für eine Erkrankung ergeben, dann kann man zeitgerecht eine Behandlung beginnen.
Warum zur Vorsorgeuntersuchung gehen?
Die Vorsorgeuntersuchung verfolgt zwei Ziele:
- die Vermeidung von gesundheitlichen Risikofaktoren (Primärprävention) und
- die Früherkennung von Krankheiten (Sekundärprävention).
Erstens wollen wir natürlich verhindern, dass Krankheiten überhaupt entstehen. Dazu muss ein Gesundheitsrisiko rechtzeitig erkannt und reduziert werden. Zweitens sollen Krankheiten in einem möglichst frühen, noch gut therapierbaren Stadium entdeckt werden. Denn das verbessert die Heilungschancen deutlich.
In Österreich liegt ein besonderer Schwerpunkt der Vorsorgeuntersuchung auf Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen. Denn diese zählen österreichweit zu den häufigsten Todesursachen. In Österreich stellen bei Frauen über 65 Jahren und bei Männern über 45 Jahren Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Haupttodesursache. Nach den Herz-Kreislauferkrankungen stellen bösartige Tumorerkrankungen die zweithäufigste Todesursache dar. Ziel der Vorsorgeuntersuchung ist daher, die Häufigkeit von Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen sowie die dadurch bedingten Todesfälle zu senken.
Wie läuft eine Vorsorgeuntersuchung ab?
Die Schwerpunkte des Untersuchungsprogramms der Vorsorgeuntersuchung liegen wie erwähnt auf der Früherkennung und Vorbeugung von Krankheiten.
Eine ausführliche körperliche Untersuchung gibt der Ärztin oder dem Arzt einen ersten Eindruck über ihre körperliche Verfassung und ihren allgemeinen Gesundheitszustand. Der Blutdruck wird gemessen, um zu überprüfen, ob ihre Blutdruckwerte im normalen Bereich liegen oder ob eine Blutdruckerkrankung vorliegt. Wird ein erhöhter Wert festgestellt, sind weitere Untersuchungen erforderlich.
Es wird ihnen Blut abgenommen und ins Labor geschickt. Die Ergebnisse geben der Ärztin oder dem Arzt Aufschluss darüber, ob bei ihnen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen besteht. Für Frauen wird zusätzlich das rote Blutbild bestimmt, um eine mögliche Blutarmut zu erkennen.
Die Stuhluntersuchung wird zur Früherkennung von Dickdarmkrebs durchgeführt und sollte ab dem 50. Lebensjahr jährlich wiederholt werden. Blut im Stuhl kann ein Hinweis auf mögliche Erkrankungen sein.
Frauen können bei der Basisuntersuchung eine Zellabstrichuntersuchung vom Muttermund zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs durchführen lassen.
Abschließend bespricht die Ärztin oder der Arzt mit Ihnen die Untersuchungsergebnisse und klärt sie über ihren aktuellen Gesundheitszustand auf. Wurde ein erhöhtes Gesundheitsrisiko festgestellt, berät die Ärztin oder der Arzt sie über eine gesunde Lebensführung und gibt ihnen Tipps zu den Themen Ernährung, Bewegung und Rauchen.
Das Untersuchungsprogramm umfasst also:
- Früherkennung von Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen.
- Früherkennung von Risikofaktoren für Stoffwechselerkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes.
- Früherkennung häufiger Krebserkrankungen. Alle Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren können alle 2 Jahre eine Mammographie-Untersuchung zur Früherkennungszwecken nur mit ihrer e-card in Anspruch nehmen.
- Prävention von Suchterkrankungen
- Prävention von Parodontalerkrankungen (bakterielle Zahnbetterkrankung)
- Prävention von Alterserkrankungen, das können Sehbeeinträchtigungen oder Hörstörungen sein. Letzteres wird von vielen Menschen nicht rechtzeitig erkannt.
Wohin kann ich mich für eine Vorsorgeuntersuchung wenden?
Die Vorsorgeuntersuchung wird bei niedergelassenen ÄrztInnen mit einem eigenen Kassenvertrag für die Vorsorgeuntersuchung oder bei Vertragseinrichtungen bzw. Gesundheitszentren der Krankenkassen in Anspruch genommen werden.
Die Basisuntersuchungen werden angeboten von:
- niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten für Allgemeinmedizin,
- Fachärztinnen und Fachärzten für Innere Medizin,
- Fachärztinnen und Fachärzten für Lungenheilkunde.
Vorsorgeuntersuchung für Jugendliche
Berufstätige Jugendliche zwischen dem vollendeten 15. und dem vollendeten 18. Lebensjahr können bei bestehender Pflichtversicherung einmal im Jahr zur Jugendlichenuntersuchung gehen. Sie werden unter anderem an Berufsschulen, Ambulatorien der jeweiligen Sozialversicherung und teils in Betrieben durchgeführt.
Im Untersuchungsprogramm der Jugendlichenuntersuchung geht es neben der Früherkennung von Krankheiten auch um die Aufklärung und Unterstützung einer gesundheitsfördernden Veränderung des Lebensstils. Diese ÄrztInnen-PatientInnen-Gespräche sind absolut vertraulich. Die wesentlichen Themen dabei sind:
- Regelmäßige Bewegung,
- gesunde Ernährung,
- Rauchen,
- Alkoholkonsum und
- riskantes Sexualverhalten.
Mein Appell: Oft denkt man nicht an mögliche Krankheiten, weil man sich gut fühlt. Eine Vorsorgeuntersuchung gibt ihnen Sicherheit, dass sie tatsächlich gesund sind. Und die Chance durch Früherkennung Krankheiten rechtzeitig behandeln zu können. Schauen sie daher auf sich selbst und die Menschen, die ihnen wichtig sind und gehen sie zur Vorsorgeuntersuchung. So viel Zeit muss sein.
Ihr Franz Bittner